Die slawische Besiedlung

Die slawische Besiedlung an den Flussläufen der Pleiße und der Weißen Elster


Die Besiedlungsgeschichte unseres nördlichen Vogtlandes ist ein recht komplexes Thema.

Archäologische Betrachtungen zu dieser Thematik standen im Mittelpunkt des heimatgeschichtlichen Sonntagsgespräches des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben am 17. Dezember 2006 in der Gaststätte Reichenfels. Sach- und fachkundiger Referent war Herr Dr. H.- J. Beyer, Werdau.

Die Besiedlung unseres Gebietes fällt in den Zeitraum Anfang bis Mitte des 12. Jahrhunderts. Überlieferte Dokumente, wie die Weihe der Plauener Johanneskirche durch den Naumburger Bischof Dietrich I. im Jahre 1122, der Bau der Osterburg in den Jahren 1163 bis 1193 oder die Urkunde über die Vergabe der Patronatsrechte der Lobdeburger an die Vögte von Weida aus dem Jahre 1225 belegen dies eindeutig. Doch wie war das nördliche Vogtland vor dieser Zeit besiedelt, gab es eine slawische Vorbesiedlung ? Diese Frage ist eindeutig mit „Ja“ zu beantworten. Archäologische Funde, besonders Keramiken mit eindeutig slawischer Zuordnung (sogenannte Wellenrandscherben) liefern den Beweis.
Seit dem 6. Jahrhundert gelangen die Westslawen durch die Völkerwanderung bis in das Gebiet östlich der Saale. Dabei stammen diese slawischen, bäuerlichen Gemeinschaften überwiegend aus dem Raum östlich der Weichsel, aus der Ukraine bzw. Weißrussland. Diese ethnischen Volksstämme mit eigener Sprache, eigener Kultur, eigener Lebensweise, Tracht, Kleidung besiedeln unser Gebiet über die Lausitz und die obere Elbe kommend. Archäologische Funde belegen slawische Siedlungen im Raum Altenburg, Meuselwitz, Zeitz bis hin nach Gera, Weida; südlich davon aber erst wieder ab dem Raum Plauen, Zwickau. Um 1170 setzt die deutsche Kolonisation des Vogtlandes ein und die ursprünglich slawische Bevölkerung vermischt sich mit den deutschen Siedlern, die Eigenständigkeit des slawischen Volksstammes geht allmählich verloren. Die ursprünglich vorherrschende Zweisprachigkeit, besonders im 12. bis 14. Jahrhundert geht verloren (1348 wird Slawisch als Gerichtssprache abgeschafft). Jedoch fallen in diese Zeit auch eine Menge von Siedlungsneugründungen, die auf die gemeinsame Siedlungstätigkeit sowohl deutscher als auch slawischer Siedler zurückzuführen sind. So kommt es neben rein deutschen (z. Bsp. Großdraxdorf, Liebsdorf, Kühdorf ) bzw. rein slawischen (wie z. Bsp. Kauern, Lunzig, Göhren) Ortsnamen zu einer Vielzahl slawisch- deutscher Mischnamen (Dörtendorf, Raasdorf, Hohenleuben usw. ). Im Prozess dieser Assimilation vermischten sich die slawischen Elemente mit den deutschen, so dass ab etwa Mitte des 12. Jahrhunderts kaum noch eine Unterscheidung in slawisch oder deutsch möglich ist; ab Mitte des 14 Jahrhunderts verlieren die Slawen ihre Eigenständigkeit und Selbstständigkeit vollkommen.

Obwohl der Ortsname Greiz ein rein slawischer Name ist ( Bezeichnnung einer Burg) so liegen bisher keine eindeutigen archäologischen Beweise für eine slawische Besiedlung vor. Vermutungen gehen dahin, dass Greiz durch slawische Adlige im Auftrag deutscher Landesherren entstanden ist. Vielleicht mögen die zur Zeit auf dem Areal des Oberen Schlosses in Greiz durchgeführten Ausgrabungen zur Klärung dieser interessanten Frage beitragen.

Diese Thema bietet somit noch weitere Ansatzpunkte und wird sicherlich in kommenden heimatgeschichtlichen Sonntagsgesprächen im Mittelpunkt stehen. Für den überaus interessant gestalteten Vortrag bedankten sich die zahlreichen Besucher beim Referenten Herrn Dr. Beyer mit einem herzlichen Applaus.
26.12.2006/J. Zorn

17-Dez-2006 | 2006, Nachlese

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