Maiausflug 2009 – vogtl. Adelsfamilie von Feilitzsch

Maiausflug des VAVH – Auf den Spuren der vogtländischen Adelsfamilie derer von Feilitzsch

Zu den einst einflussreichsten Adelsgeschlechtern des Vogtlands zählt die Familie von Feilitzsch. Unter Leitung von Dr. Peter Braun, Treuen, begaben sich am 1. Mai etwa 40 Mitglieder und Freunde des  Hohenleubener Altertumsforschenden Vereins (VAVH) auf Exkursion nach Kürbitz und Treuen. Erstes Ziel des Reisebusses war das Kürbitzer Herrenhaus. Das um 1545 ausgebaute Rittergut war seit 1296 im Besitz der im oberen Vogtland (Heinersgrün) und angrenzenden Oberfranken (Trogen, Feilitzsch) verzweigten Familie. Zu Luthers Freunden und Beratern zählte auch Fabian von Feilitzsch aus Regnitzlosau, der gemeinsam mit seinem Vetter Philipp von Feilitzsch auf Sachsgrün im Gefolge des Kurfürsten Friedrich der Weise dem für den Reformator entscheidenden Reichstag in Worms beiwohnte. Bedeutendster Vertreter der Kürbitzer Linie war zweifelsohne der markgräfliche Rat Urban Caspar von Feilitzsch (1586 – 1649). Er führte als Kanzler die Korrespondenz mit den Gesandten zum Westfälischen Frieden und war 1640/41 beim Reichsabschied in Regensburg aktiv. Zeugnis seines Wirkens in Kürbitz ist das auf seine Initiative in den Jahren 1624 bis 1626 im Stil einer gotischen Hallenkirche errichtete Gotteshaus, eines der schönsten und prachtvollsten im Vogtland. Hier befindet sich auch seine Grabkapelle. Die Kirche spiegelt in ihrer architektonischen und konfessionellen Gestaltung das tolerante Weltbild des Kanzlers wider, der auf seine Weise zum Verständnis zwischen den Weltreligionen beitragen wollte. Das nach dem 2. Weltkrieg als Wohnhaus genutzte Rittergut, dessen Wirtschaftsgebäude im Gefolge der Bodenreform abgerissen wurden, erlitt am 11.November 1987 durch einen verheerenden Brand große Schäden. Glücklicherweise fanden sich Ortsbewohner, die durch die Errichtung eines Notdaches dem vollständigen Verfall Einhalt geboten. Zwischen 1990 und 2005 hatte Joachim Freiherr von Feilitzsch aus der Linie Trogen das Haus gepachtet, der als Privatperson auf eigene Kosten zur Erhaltung beitrug. Nach seinem Weggang gründete sich im Mai 2005 der Förderverein Rittergut Kürbitz e. V., der es im November des gleichen Jahres von der Gemeinde pachtete. Die Exkursionsteilnehmer konnten sich durch eine Führung vom gegenwärtigen Zustand und der Nutzung des Gebäudes überzeugen. Den Mitgliedern des Fördervereins sei für den Einblick in ihre ehrenamtliche Tätigkeit und die anschauliche Vorstellung von Kirche und Herrenhaus gedankt.

Nach dem Mittagessen in der Gaststätte „Zum Schreiner“ in Treuen wanderten die Exkursionsteilnehmer zunächst zur Stelle, an der sich das 1329 erwähnte „Castrum dictum Drewen“ befunden hatte. Danach begab man sich ins Schloss Treuen unteren Teils. Auch dieses zwischen 1608 und 1610 von Urban von Feilitzsch auf dem Gelände des Treuener Vorwerks begründete Gebäude diente nach 1945 über 4 Jahrzehnte Wohnzwecken. „Schlossherr“ ist heute der 2001 gegründete „Förderverein Schloss Treuen unteren Teils e. V.“, der nach dem Kauf 2003 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen einleitete. Die sachkundige Führung durchs Haus endete bei Kaffee und Kuchen und angeregten Gesprächen im 1512 / 1513 errichteten Gewölbe des Schlosskellers des alten Vorwerks. Hier finden seit 2006 Konzerte und andere Kulturveranstaltungen sowie private Feiern statt.

Ein gelungener Ausflug, der einmal mehr einen Einblick in die Geschichte des Vogtlands bot und vor Augen führte, wie wichtig aktives Handeln engagierter Laien vor Ort für die Erhaltung der kulturellen Werte ist.

Dr. Frank Reinhold

1-Mai-2009 | 2009, Nachlese

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