Mystik und Aberglaube

Mystik und Aberglaube unserer Vorfahren

Dieses volkskundliche Thema stand im Mittelpunkt des Sonntagsgespräches vom 20. November 2005. Eingeladen dazu hatte der Vogtländische Altertumsforschende Verein Hohenleuben als Referenten Herrn Dr. Manfred Bernhardt, Oderaue.

Ausgangspunkt seiner Ausführungen waren die handschriftlichen Aufzeichnungen aus dem Nachlass seiner Urgroßeltern; ein Gebets- und Gesangbuch von 1750 und ein altes Schulheft mit Zaubersprüchen, Zauberzeichen und Vertu- Sprüchen gegen Krankheiten.

Die Texte und Inhalte dieser Aufzeichnungen sind allerdings wesentlich älter. Zeitlich einordnen lässt sich das Entstehen dieser Gebetstexte und Besprechungsformeln in den Zeitraum von 1500 bis 1700, eine Zeit also, die geprägt war von Hexenprozessen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass eben solche Besprechungs- bzw. Zauberformeln nur mündlich weitergegeben wurden und die Rituale des Handauflegens und Besprechens nie öffentlich praktiziert wurden. Es ist daher eine seltene Ausnahme, dass überhaupt schriftliche Überlieferungen vorhanden sind. Aufgeschrieben wurden sie vor ca. 150 Jahren von den Vorfahren des Referenten, um sie innerhalb der Familie weiterzugeben. Als Schäfer im hiesigen Territorium verdienten sie über Generationen hinweg ihren Lebensunterhalt. In diesen Zeiten war es üblich, dass im Schäferberuf die Praxis des Heilens sowohl beim Menschen als auch beim Vieh ausgeübt wurde. Das Heilen von Krankheiten und die Abwehr sonstiger Alltagsnöte im weitesten Sinne mit Zauberformeln war in jenen Jahren allgemeiner Brauch. Darüber hinaus dienten diese Zaubersprüche zur Erlangung besonderer Eigenschaften und Fähigkeiten wie Mut, Kühnheit, Unverletzbarkeit, Treffsicherheit und stärkten somit das Selbstbewusstsein von Jägern und Soldaten.

So gab es Sprüche, die gegen den bösen Blick halfen; Kugelsprüche, die hieb-, stich- und kugelfest machten; Freibriefe, die den Inhaber gegen jegliche Angriffe schützen sollten und Besprechungsformeln gegen alltägliche Erkrankungen bei Mensch und Vieh. Besondere Bedeutung wurde sogenannten magischen Quadraten und Kugelsprüchen zugeordnet. Neben der Religion waren diese alltäglichen volksmagischen Praktiken ein wichtiger Bestandteil der Bewältigung der Alltagsprobleme jener Vergangenheit.

In der Zeit der Hexenprozesse und der Entwicklung der Schulmedizin wurde dieser Teil der alten Volksmedizin verfolgt und bekämpft und in die Nähe der Scharlatanerie und des Aberglaubens gerückt. Der Einfluss der Psyche auf die Behandlung von Krankheiten war aber bereits schon in der Antike (antike Heilstätten von Asklepion) bekannt und wird in der modernen Zuwendungsmedizin mittels Suggestion bzw. autogenem Training erfolgreich praktiziert.

Für alle Teilnehmer an diesem Sonntagsgespräch ein sehr interessanter Vortrag von Herrn Dr. Bernhardt zu einer Thematik, zu der sicherlich jeder eigene Beispiele nennen kann.
21.11.2005/J. Zorn

20-Nov-2005 | 2005, Nachlese

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