An der Saale hellem Strande
„An der Saale hellem Strande, stehen Burgen stolz und kühn“
Dieses bekannte Volkslied schrieb Franz Kugler 1826 auf der Rudelsburg.
Ganz unter diesem Motto stand auch das heimatgeschichtliche Sonntagsgespräch am 19. März 2006 im Museum Hohenleuben- Reichenfels. Dazu eingeladen hatte der Vogtländische Altertumsforschenden Verein Hohenleuben als Referenten Herrn Dr. G. Werner, Saalfeld.
In seinen mit zahlreichen Dias unterlegten Ausführungen gab er einen fast lückenlosen Überblick über existierende Burgen und Burganlagen an der oberen Saale, insbesonders bis in den Raum Saalfeld.
Der Verlauf der Saale und die angrenzenden Gebiete weisen einen relativ dichten Bestand an Burganlagen auf, vergleichbar mit solchen Burgenlandschaften wie an Rhein und Mosel, Württemberg oder aber auch die Pfalz oder das Harzgebiet. Im Bereich der oberen Saale und des angrenzenden Orlagaues sind an die 100 Burgstätten, Burgruinen oder auch historische Wallanlagen nachweisbar. Entstanden sind diese Anlagen im 11. und 12. Jahrhundert im Ergebnis des aktiven feudalen Landausbaues, der eng mit den Territorialgeschlechtern der Herzöge von Andechs- Meran, den Grafen von Orlamünde, den Herren von Lobdeburg, den Vögten von Weida oder aber auch mit den Markgrafen von Meißen verbunden ist. Fast ausnahmslos liegen die Burgen am Oberlauf der Saale auf der flussabwärts gesehen rechten Seite, was zu der Schlussfolgerung führte, diese Burganlagen dienten als Brückenköpfe im Kampf gegen die Slawen. Diese Aussage lässt sich aber durch archäologisches Material nicht wissenschaftlich belegen.
In unmittelbarer Nähe der Saalequelle, am Großen Waldstein im Fichtelgebirge, befinden sich zwei Burganlagen, die auf die Herren von Sparneck zurückgehen. Beide Burgen, um 1150 gegründet, wurden 1523 bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Schwäbischen Bund zerstört. Gleiches trifft auch auf Burg Uprode bei Schwarzenbach a. d. Saale zu. Auf oberfränkischer Seite sind ferner zu finden Burg Eprechtsstein, Burg Hellerstein bzw. das Wasserschloß Weißdorf südlich von Hof. Allesamt sind sie heute nur noch als Ruinen bzw. Bodenerhebungen erkennbar. Weiter flussabwärts befinden sich bereits auf thüringischer Seite die Burganlagen von Hirschberg, Sparnberg, Blankenberg und Lichtenberg. Bedingt durch ihre Lage im unmittelbaren ehemaligen Grenzbereich der innerdeutschen Grenze waren sie dem Verfall preisgegeben bzw. es erfolgte keine wissenschaftliche Aufarbeitung ihrer Geschichte. Die Burganlage in Hirschberg wurde bereits Anfang des 13. Jh. erwähnt. Ihr heutiges Aussehen geht auf die Herrschaft Heinrich X. Reuß- Lobenstein zurück, der die verfallene Burg ab 1664 wieder aufbauen ließ. Von 1680 bis 1711 diente sie als Residenz der Linie Reuß- Hirschberg. Relikte der alten Burgmauer und Reste vom ehemaligen Burgturm der ursprünglichen Anlage sind heute noch erkennbar.
Um die Burg in Blankenberg, die 1946 gesprengt wurde, bemüht sich heute ein Freundeskreis um zumindest die Erinnerung an diese historische Stätte wach zu halten. Von der Lobensteiner Burg, bereits 1250 im Zusammenhang mit den Herren von Lobdeburg erwähnt wird sind nur der Bergfried, heute als Aussichtsturm genutzt und einige Mauerreste erhalten. Weiter Saale abwärts sind erwähnenswert Saalburg (Ersterwähnung einer Burganlage kurz nach 1200) und Schloß Burgk und die Kemenate von Ziegenrück.
Unweit davon gelegen sind die ehemaligen Raubritterburgen Walsburg und Wysburg. Beide Anlagen wurden im 14. Jahrhundert zerstört; in den Jahren 1985 bis 1992 sind insbesonders auf der Wysburg umfangreiche archäologische Ausgrabungen durchgeführt worden. Burg Ranis, Schloß Brandenstein, Burg Stein bei Pößneck, die Burganlagen in Könitz, Oppurg, Arnshaugk, Triptis sind mehr oder weniger bekannte Anlagen im Orlagau. Im Raum Saalfeld sind erwähnenswert ehemalige Burgen in Eichicht, Kaulsdorf, Obernitz, Eyba, der Hohe Schwarm in Saalfeld selbst und in den Seitentälern der Saale Burg Friedensstein in Leutenberg, Burg Lauenstein oder Schloß Wespenstein in Gräfenthal. Der Schwerpunkt in den Ausführungen von Herrn Dr. Werner lag auf den bekannten und weniger bekannten Burganlagen am Oberlauf der Saale, doch sind in diesem Zusammenhang auch nicht zu vergessen die bekannten Schlösser- und Burgen weiter Saale abwärts, wie Burg Greifenstein, die Heidecksburg, die Leuchtenburg, die Kemenate von Orlamünde, die Lobdeburg, die Dornburger Schlösser, der Camburger Bergfried oder aber auch die Rudelsburg oder Burg Saaleck.
Mit einem herzlichen Applaus dankten die zahlreichen Zuhörer den interessanten, detaillierten und informativen Ausführungen von Herrn Dr. Werner.
21.03.2006/J. Zorn