Claudius Ptolemäus und die Kartographie
Von Claudius Ptolemäus bis zur Kartographie des 18. Jahrhunderts
Michael Horn eröffnet die neue Sonderausstellung in Hohenleuben.
Das jüngste Sonntagsgespräch des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins zu Hohenleuben am 25. Mai war zugleich mit der Eröffnung einer Sonderausstellung verbunden. Zur Einstimmung hielt Michael Horn aus Triptis, gemeinsam mit Eberhard Hetzer für die Ausstellung verantwortlich, einen Vortrag zum Thema „Entwicklung der Kartographie von den Anfängen bis zum 18.Jahrhundert“.
Der Referent, als Elektrohandwerksmeister berufsbedingt Handarbeit besonders schätzend, ging zunächst auf die Techniken zur Herstellung alter Karten ein. Als Hochdruckverfahren fand hier, seit Ende des 14. Jahrhunderts in Deutschland und dem niederländischen Raum entwickelt, der Holzschnitt Verwendung, wobei besonders Linde, Eiche, Erle und Nussbaum das Material für die Druckstöcke lieferten. Nur wenig später, bereits ab etwa 1420, zog der Kupferstich als ein Tiefdruckverfahren ein, mit dem man wesentlich feinere Differenzierungen in der Darstellung erreichen konnte. Von der (oft illegalen) Verwendung der Druckvorlagen kommt übrigens der Begriff „abkupfern“.
Der im 2. Jahrhundert nach Christus in Alexandria lebende griechische Astronom und Geograph Claudius Ptolemäus entwarf dem damaligen Wissensstand entsprechende Weltkarten mit Ortsangaben in Längen- und Breitengraden. Die Römer, gezielt geplant unter Kaiser Augustus, hatten für ihre Soldaten bereits Karten, in denen die Heeresstraßen ersichtlich waren. 1000 Jahre später spielten die Klöster eine wichtige Rolle; so nannte der Referent die Ebsdorfer Weltkarte von 1235. Das 15. Jahrhundert brachte durch Entdeckungsreisen neue Kenntnisse von der Welt. Durch die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern konnte Wissen billiger als bisher verbreitet werden. Zugleich erfolgte eine Rückbesinnung auf die Antike und somit auf die römischen und griechischen Traditionen. In Deutschland war die im Jahr nach der Entdeckung Amerikas erschienene Schedelsche Weltchronik von 1493 die erste bedeutende geographische Publikation. Sebastian Münsters Kosmographie von 1544, die bis 1628 in 40 Auflagen ihr Publikum fand, enthält eine der ersten gedruckten Karten unserer Region; verzeichnet sind unter anderem Saalfeld und Gera. Als älteste bisher bekannte kartographische Darstellung aus unserer Nachbarschaft zeigte der Referent eine zwischen 1501 und 1507 entstandene Zeichnung des Umfelds von Ölsnitz im Erzgebirge. 1560 und 1562 entwarf Hiob Magdeburg 2 Karten, auf denen unter anderem Weida und Neustadt verzeichnet sind. Genannt seien als weitere bedeutende Verleger und Kartographen ihrer Zeit stellvertretend Bartholomäus Scultetus (Karte von Meißen und der Lausitz 1568; darauf Gera, Ronneburg und Werdau), Abraham Ortelius (Theatrum Orbis Terrarum 1570, das erste eigenständige Kartenwerk im Stil eines Atlas), Gerhard Mercator (1512 – 1594; der Begründer der kommerziellen Kartenherstellung), Adolar Erich (1559 – 1634; Schöpfer der „Thüringer Landtafel“ von 1601), David Funke (Nürnberg; tätig nach dem Dreißigjährigen Krieg; eine seiner Karten zeigt unter anderem Berga und Culmitzsch), Johann Baptist Homann (1664 – 1724; ausgebildet im Verlag von Funck in Nürnberg; bei den Homannschen Erben erschien eine vogtländische Karte) und Güssefeld (1796 gab er eine Karte heraus, auf der auch Hohenleuben zu sehen ist). Als ersten Reiseführer der Neuzeit könnte man das 1579/80 herausgegebene „Itinerarium Orbis Christiani“ bezeichnen, in welchem erstmals seit der Römerzeit wieder Straßenzüge zu finden waren.
Die damaligen Karten waren nicht genordet und überhaupt sehr ungenau. Verwendete man zunächst primitive Messstangen, so wurde die technische Ausrüstung der Vermesser allmählich immer besser. Zu Zeiten Augusts des Starken erfolgte unter Leitung des Pfarrers Adam Friedrich Zürner, der persönlich mit mehreren Gehilfen das Land bereiste und eigens einen mechanischen Messwagen entwickelt hatte, die exakte Vermessung Sachsens. Ergebnis war die vorbildliche kursächsische Postkarte von 1717, die auch den damals zugehigen Neustädter Kreis umfasste. Zürner war bekanntlich auch der Initiator der steinernen Postmeilensäulen, über die Edgar Schwarz, Neumühle, im Januargespräch des VAVH referierte. Die Materialien Zürners gelangten später auf Umwegen in die Hände des Amsterdamer Verlegers Peter Schenck (1696 – 1775), dessen bekannte Karte des Neustädter Kreises von 1757 darauf basiert. Die heute übliche kartographische Darstellungsweise zeigen erst die Thümmelschen und Asterschen Karten des 19. Jahrhunderts.
Ein Besuch der Hohenleubener Ausstellung, bei dem der Interessent anschaulich das Geschilderte und mehr erfahren und erleben kann, ist ein lohnendes Unternehmen. Im Museum kann übrigens ein Reprint der kursächsischen Postkarte aus dem 18. Jahrhundert für 20 Euro erworben werden.
Dr. Frank Reinhold