Culmitzsch – ein vergessenes Dorf

„Das einzige was bleibt, ist Gras!“
Culmitzsch – ein vergessenes Dorf?

Das erste Sonntagsgespräch des VAVH am 19. September 2010 gestaltete Herr Reinhard Poltsch aus Elsterberg. In fünf Jahren hat er alles an Film- und Fotomaterial über Culmitzsch, ein Ort der dem Wismut-Bergbau geopfert wurde, gesammelt und daraus mehrere Dokumentarfilme hergestellt. Zwei davon wurden den zahlreichen Zuschauern gezeigt. Der erste Film befasste sich mit der Geschichte des Ortes.
Culmitzsch lag an der B 175 zwischen Wolfersdorf und Seelingstädt. Bereits 1209 bzw. 1230 urkundlich erwähnt, ursprünglich eine slawische Siedlung, war es ein typisches Dorf unserer Region. Auf Beschluss des Ministerrates der DDR vom 6. Mai 1964 sollte der Ort schrittweise geräumt werden, da in der Nähe ein Absetzbecken für Wismutschlamm angelegt wurde, um dem eine Schutzzone erforderlich war. In der Zeit von 1964 bis 1970 mussten die Culmitzscher nach und nach ihr Dorf verlassen. Das Besondere an dem Ort war das Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert. Ein architektonisch einmaliges Bauwerk in unserer Region. Auch der Status als denkmalgeschütztes Gebäude bewahrte es nicht vor seinem Schicksal, die makabre Begründung des Rat des Kreises für den Abriss, in diesem Gebäude hätten sich Asoziale einquartiert. 1969 wurde der Turm abgetragen, der Rest des Schlosses verschwand 1970. Die Culmitzscher Schule, auf die die Einwohner stolz waren, wurde 1968 für immer geschlossen. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche war das letzte Gebäude, 1968 fand der letzte Gottesdienst statt, nach Ablauf der Ruhefrist wurde 1985 auch die Kirche abgerissen. Die Kirchenglocken kann man heute in der Paitzdorfer Kirche hören. Auch andere Gegenstände aus der Kirche haben einen Platz in anderen Kirchen oder Museen gefunden. Heute erinnern nur noch der Straßenverlauf der B175, Bordsteinkanten, Gulli-Deckel und Wassereinläufe an.
Der zweite Film war vor allem den Menschen gewidmet, wie sie lebten, wie sie ihr Dorf gestalteten oder ihre Feste feierten. Viele der ehemaligen Bürger, die jetzt in Berga, Pohlitz oder Gera wohnen, fahren auch heute noch oft in ihre alte Heimat, um die Erinnerung wachzuhalten, denn außer Gras ist nichts mehr von Culmitzsch geblieben.

Joachim Thiele

19-Sep-2010 | 2010, Nachlese

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