Die Wechselkröte

Eine vom Aussterben bedrohte Tierart kehrt zurück

Zu einem reinen naturkundlichen Vortrag hatte der Vogtländische Altertumsforschende Verein zu Hohenleuben alle interessierten Zuhörer zum Sonntagsgespräch am 16. März 2014 in das Museum Hohenleuben- Reichenfels eingeladen.

Herr Sebastian Schopplich, Mitglied der NABU- Gruppe Gera- Greiz sprach zum Thema: „Die Wiederbesiedlung des nordöstlichen Landkreises Greiz durch die Wechselkröte – Eine vom Aussterben bedrohte Amphibienart kehrt zurück“.astian SchopplichSeb
Die Wechselkröte (Bufo viridis) wird innerhalb der Amphibien zur zoologischen Ordnung der Froschlurche und der Familie der Kröten zugeordnet. Der österreichische Naturforscher, Herpetologe und Zoologe Joseph Nicolaus Laurenti (1735 – 1805) beschrieb bereits 1768 über 30 Arten von Amphibien. Der Name Wechselkröte verdankt sie ihrer Fähigkeit je nach Licht und Temperatur den Kontrast ihres Fleckenmusters auf der Oberseite ihres Körpers zu verändern. Sie bewohnt offene, unbewachsene trockene Lebensräume Mittel-, Süd- und Osteuropas, Nordafrikas und Zentralasiens. In Deutschland ist sie besonders in der Münchener Schotterebene, im Rheintal bis zur Kölner Bucht und im Nordosten und Osten beheimatet. Darüberhinaus gibt es mehr oder weiniger ausgeprägte voneinander unabhängige Einzelstandort. In Thüringen findet man die Wechselkröte im Thüringer Becken, im Bereich Unterwellenborn, Tagebau Kamsdorf und im Altenburger Land.  Georg Brückner verweist 1870 in seiner „Landeskunde und Volkskunde des Fürstentums Reuß j. L. „ auf vereinzelte Vorkommen der Wechselkröte. Der in Fachkreisen bekannte Feldherpetologe Paul Sänger (3.1.1901 – 20.12.1958, VAVH- Mitglied, Mitarbeiter im Museum Reichenfels) Paul Sänger beschrieb 1956 in seiner Veröffentlichung über „Die Lurche und Kriechtier des Gebietes um Gera“ auch die Verbreitung der Wechselkröte in unserem Territorium. Er befürchtete damals bereits den Rückgang der Lurchfauna. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, Meloration, und der Bebauung durch Wohn- und Industriestandorte wurden Laichplätze vernichtet und der Lebensraum der Lurche, so auch der der Wechselkröte stark eingeschränkt. Im nördlichen Gebiet des Landkreises Greiz einschließlich der Stadt Gera wurde seit 1955 kein Nachweis über das Auftreten der Wechselkröte mehr gefunden. Auf der aktuellen Roten Liste der gefährdeten Tierarten Thüringens ist sie als stark gefährdet eingetragen. Die europäische Fauna- Flora- Habitat Richtlinie (FFH- RL, Anhang IV) und das Bundesnaturschutzgesetz stellen die Wechselkröte unter Artenschutz. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass durch den Referenten selbst im August 2010 in Groitschen zwar zunächst nur als Totfund eine Wechselkröte identifiziert werden konnte. Bis 2012 wurden über 50 weitere Nachweise über die voranschreitende Verbreitung der Wechselkröte gefunden. Im Rahmen eines von der Europäischen Union und des Freistaates Thüringen geförderten ENL- Projektes (Entwicklung Natur und Landschaft) wird seit 2012 die Wiederbesiedelung des nördlichen Landkreises Greiz durch die Wechselkröte unter kompetenter Betreuung durch den Naturschutzbund Deutschland, Kreisverband Gera- Greiz gefördert. So wurden unter anderem 2013 in Hirschfeld auf dem Gelände eines ehemaligen Häusler- Hauses zwei Wechselkröten- Laichgewässer angelegt und Überwinterungsmöglichkeiten nicht nur für diese Krötenart geschaffen.Wechselkröte Das Projekt umfasst aber u. a. auch das Neuanlegen von Kleingewässern bzw. das Sichern und Optimieren des Landlebensraumes. All diese Maßnahmen kommen Letztendes der gesamten Fauna und Flora zu Gute. Ausführliche Informationen zur Rückkehr der Wechselkröte in den nordöstlichen Landkreis Greiz sind vom Referenten S. Schopplich im Jahrbuch des Museums Reichenfels – Hohenleuben Nr. 58, Jahrgang 2013 detailliert veröffentlicht.
Dieser Beitrag und die Themen der bisherigen heimatgeschichtlichen Sonntagsgespräche sind auch auf der Homepage des Vereins ( www.vavh-geschichtsverein-hohenleuben.de) abrufbar.
18.03.2014/J. Zorn

21-Mrz-2014 | 2014, Nachlese

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