Jagdschloss Wolfersdorf „Fröhliche Wiederkunft“

Jagdschloss Wolfersdorf „Fröhliche Wiederkunft“

Osterspaziergang des VAVH am 3. April 2010

Der Osterspaziergang des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereines zu Hohenleuben führte diesmal in ein Gebiet des früheren Herzogtums Sachsen-Altenburg. Ziel war das Wasserschloss Wolfersdorf „Fröhliche Wiederkunft“ bei Neustadt/Orla, mehr als 30 Interessierte waren der Einladung gefolgt.

Die Exkursion begann mit einer Führung rund um das Schloss. Herr Müller aus Trockenborn erklärte die Umgebung rund um das Schloss. Direkt gegenüber dem Schloss befindet sich die Gaststätte „Schüsselgrund“, dies war einmal die Zahlstelle für das Chausseegeld, heute würde man es als Mautstelle bezeichnen. Ebenfalls an der Straßenkreuzung war früher die Schmiede, heute ist dort ein Imbiss. An der Stelle der Gaststätte „Am Kellerberg“ war früher der Lebensmittelkeller des Jagdschlosses. Hinter dem Schloss befindet sich der Schlossteich mit etwa 2 Hektar Fläche und die Kurfürstenbrücke. An dieser Stelle traf sich der Kurfürst Johann Friedrich I. 1552 mit seiner Familie. Die frühere Schlossmühle, die ebenfalls am Schlossteich gelegen ist, wurde zur Tischlerwerkstatt.

Im Jagdschloss übernahmen Herr Schubert und Frau Mücke von der Schlossverwaltung die Führung und gaben Einblicke in die bewegende Geschichte des Jagdschlosses „Fröhliche Wiederkunft“. Erster Besitzer war der sächsische Kurfürst Johann Friedrich I., der Großmütige. Den Beinamen erhielt er, weil er Martin Luther und die Reformation unterstützte.

Der Kurfürst Johann Friedrich I. (1503-1554), Verfechter der Lutherschen Reformation, gehörte im Schmalkaldischen Krieg zu den Verlierern und wurde von Kaiser Karl V. zum Tode verurteilt, diese wurde auf Betreiben seines Vetters Moritz von Sachsen aber in Gefängnisstrafe umgewandelt. Da sein Jagdhaus in Trockenborn am Ende des Krieges 1547 von spanischen Söldnern abgebrannt wurde, beauftragte er bereits während seiner Gefangenschaft den Architekten Nikolaus Gromann in Wolfersdorf ein neues Jagdschloss zu bauen. Da es in einem großen Teich auf sumpfigen Boden errichtet werden sollte, wurden 8 Meter lange Eichenstämme als Fundament in den Boden gerammt. In drei Jahren entstand ein neues Renaissance-Jagdschloss mit 12 beheizbaren Stuben und 22 Kammern. Nach 5 Jahren Gefangenschaft traf sich Johann Friedrich I, nun nur noch Herzog von Sachsen, mit seiner Familie in Wolfersdorf. Das Jagdschloss erhielt darum den Namen „Fröhliche Wiederkunft“. Einer seiner Nachkommen war Herzog Joseph von Sachsen-Altenburg, der im Ergebnis der Revolution von 1848 zurückgetreten war. Er ließ 1858 das Schloss im neogotischen Stil um- und ausbauen.

Der letzte adlige Besitzer war Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg. Nach seiner Abdankung 1918 verließ er das Altenburger Schloss und zog er sich1922 auf Schloss Wolfersdorf zurück, nannte sich Freiherr von Rieseneck. 1945/46 wurde er durch die Bodenreform enteignet, erhielt von der sowjetischen Besatzungsmacht aber lebenslängliches Wohnrecht, lebte als DDR-Bürger bis zu seinem Tod 1955 auf dem Schloss Wolfersdorf. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf einer Anhöhe in Trockenborn. Danach wurde das Schloss zur Einrichtung für „schwererziehbare“ Jugendliche, in der DDR als Jugendwerkhof, nach 1990 als Jugendlernhof, betrieben vom Verein „Wendepunkt e.V.“. Im Jahr 2007 wurde das Schloss verkauft. Seitdem wird es saniert. Es wird zwar noch viele Jahre eine Baustelle sein, doch man sieht schon Fortschritte. Herr Schubert von der Schlossverwaltung zeigte bei seiner Führung die Besonderheiten des Schlosses, wie einen begehbaren Safe oder eine selbsttagende Wendeltreppe. Der begehbare Safe, Silberkammer genannt, wurde von Herzog Ernst II angelegt, um sein Geld und wertvollen Bilder unterzubringen. Bei den Restaurierungsarbeiten fand man eine Zeitkapsel. In einer verschlossenen Sektflasche war neben Papiergeld ein Schreiben von Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg aus dem Jahr 1921entdeckt worden. Die Wendeltreppe des Glockenturmes hat die Form einer Doppelhelix, dem DNS-Molekül.

In einer neu geschaffenen Restaurierwerkstatt werden u.a. in Handarbeit die neugotischen Fenster des Haupthauses nachgebaut. Viel Engagement der fleißigen Helfer, aber auch immer wieder die Erschließung neuer Geldquellen für die Sanierung zeigen bereits Früchte. Das Schloss verfügt über ein Café, demnächst kann man auch in der Silberkammer Familienfeiern abhalten. Im Malzimmer mit handgemalten Tapeten werden Trauungen vorgenommen. Auch ein Museum ist in Planung. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, eine Voranmeldung aber empfehlenswert. Näheres erfährt man auf der Webseite des Jagdschlosses.

Joachim Thiele

3-Apr-2010 | 2010, Nachlese

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