250 Jahre Schulgeschichte
250 Jahre Schulgeschichte in Reuß Schleiz
Das heimatgeschichtliche Sonntagsgespräch des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins zu Hohenleuben für den laufenden Monat fand am 20. Oktober statt. Zahlreiche Besucher waren in das Museum Hohenleuben- Reichenfels gekommen um den Ausführungen des Referenten Herrn Pfarrer Prell, vielen Hohenleubenern noch aus seiner Amtszeit als Pfarrer hier im Ort bekannt, zu folgen. Das Thema seines Vortrages: Die 250-jährige Schulgeschichte in Reuß- Schleiz ab 1763.
Erst kürzlich erfolgte die Veröffentlichung der sogenannte Pisa- Studie, die europaweit das Lern- und Bildungsniveau der Kinder und Jugendlichen untersuchte. Etwa zeitgleich erschien in der Presse auch das Ergebnis der OECD- Bildungsstudie der Erwachsenen im europaweiten Vergleich, die PIAAC- Studie. Aktueller konnte der Bezug zu diesem VAVH Sonntagsgespräch nicht sein. Bildung ist von jeher ein entscheidender Faktor der persönlichen Entwicklung und unabhängig vom jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld, der Bildungssysteme und der Zielsetzung der Wissensvermittlung in den verschiedenen Zeitepochen. Besonders die Erziehung und Bildung der Kinder und Jugendlichen war von jeher vorrangig.
Im Jahre 1756 wurde mit dem Beginn des 7- jährigen Krieges ein Konflikt ausgetragen, der im Ergebnis nicht nur in Deutschland, sondern auch europa- bzw. weltweit zu gravierenden Veränderungen führte. Die Konfliktparteien waren auf der einen Seite neben Preußen, Großbritannien, Portugal auch Hessen- Kassel und Sachsen- Gotha. Auf der anderen Seite stand Österreich mit den Verbündeten Frankreich, Rußland, Spanien, Schweden sowie auch Sachsen, Bayern und vielen weiteren deutschen Kleinstaaten. Am 15. Februar 1763 wurde auf Schloß Hubertusburg in Wermsdorf bei Oschatz , einer der größten barocken Jagdschloßanlagen Europas der Friedensvertrag unterschrieben, am 1. März 1763 trat der „Hubertusburger Frieden“ in Kraft. Die Vormachtstellung Preußens in Deutschland und die Entstehung des britischen Empire waren die Folgen.
Bereits wenige Wochen später, am 14.März 1763 wird von Heinrich XII (1716- 1784), regierender Fürst in Reuß- Schleiz eine Schulordnung erlassen. Wesentliche Bestandteile dieser Schulordnung stammten bereits aus dem Jahr 1755, konnten aber durch den 7- jährigen Krieg nicht umgesetzt werden. Zeitgleich wurden auch in mehreren deutschen Staaten bzw. Fürstentümern neue Schulordnungen erlassen, die nach den Wirren des Krieges für eine gezielte Erziehung und Bildung der Jugend sorgten. Die reußische Schulordnung von 1763 regelte das Eintrittsalter der Kinder in die Schule (vollendetes 5-tes Lebensjahr für Jungen und Mädchen), den regelmäßigen Schulbesuch, sowohl der Winterschule (vormittags 3 Stunden Unterricht, nachmittags 3 Stunden Unterricht) als auch der Sommerschule (jeweils nur 2 Stunden vormittags), die 6 Wochen Ferien während der Erntezeit im Sommer. Sie gab aber auch Auskunft über Maßnahmen gegen säumige Eltern, die ihre Kinder nicht zum Unterricht schickten. Ferner enthielt diese auch Angaben über die Aufgaben der Schulmeister, deren Entlohnung und über deren Bildungsniveau.
Mit der Präsentation entsprechender Textpassagen, Zitaten aus der Originalschulordnung von 1763, dem Vorstellen eines Stundenplanes bzw. einer Schultabelle von vor 250 Jahren rundete Herr Pfarrer Prell seinen interessanten Vortrag ab. Mit einem herzlichen Applaus dankten ihn die Zuhörer. Ein weiterer Vortrag zu diesem Themenkomplex ist nicht ausgeschlossen.
22.10.2013/J. Zorn