Kirchenglocken in Thüringen

Kirchenglocken in Thüringen und die Aufgaben eines Glockensachverständigen

Am 18. Mai 2014 führte der Vogtländische Altertumsforschende Verein Hohenleuben sein monatliches heimatgeschichtliches Sonntagsgespräch im Museum Hohenleuben- Reichenfels durch. Der Glockensachverständige der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, Herr Dipl.- Ing. M. Schmidt, Eisenach sprach über das Glockenwesen in Thüringen und über die Aufgaben des Glockensachverständigen. Seine Ausführungen bezogen sich überwiegend auf liturgische Glocken seines Aufgabenbereiches, der unter anderem die Kirchenkreise Eisenberg, Altenburger Land, Gera, Greiz, Schleiz bis hin nach Meinigen, Henneberger Land und Bad Salzungen umfasst. Als Glockensachverständiger unterstützt er die Landeskirche und die Kirchgemeinden vor Ort. In den ca. 2.000 denkmalgeschützten Kirchen Thüringens gibt es annähernd 4.800 Glocken. Diese zu begutachten, technisch zu bewerten, Mängel zu beseitigen, neue Glockenprojekte auszulösen bzw. laufende zu begleiten fällt in den Zuständigkeitsbereich eines Glockensachverständigen. Dazu ist auch die Zusammenarbeit mit Denkmalpflegern, Restauratoren, Bausachverständigen bzw. Baustatikern, Glockengießern usw. notwendig. Darüber hinaus nimmt die Beratung der Kirchgemeinden, das Erstellen von Läuteordnungen sowie die religionspädagogische Arbeit einen wesentlichen Teil seiner Arbeit ein. Glocken wie wir sie heute als Bestandteil unserer Kirchen kennen, sind untrennbar mit der Liturgie verbunden. Von je her rufen sie die Gläubigen zum Gebet und begleiten diese auf den verschiedensten Stationen ihres Lebens. Die heutige Form der Glocken hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt. Erste Nachweise in China gehen bis in die Shang- Dynastie (ca. 1000 v. Chris. ) zurück. Über Kleinasien gelangten sie nach Europa, wo sie von Irland aus durch Mönche und Missionare auf dem europäischen Festland verbreitet wurden. Die ersten Glocken waren meist geschmiedet, seit dem 9. Jahrhundert wird dann das Glockengießverfahren (Prinzip der „falschen“ Glocke) angewendet. Das Glockenmaterial, eine Legierung aus 78 % Kupfer und 22 % Zinn, wird auch heute noch eingesetzt. Daneben wurde aber immer wieder versucht andere Metalle oder Metall- Legierungen für die Herstellung von Glocken einzusetzen. Besonders nach den beiden Weltkriegen wurden Eisen- Hartguss- oder Gussstahl-Glocken gefertigt. Die Verwendung solcher Ersatzstoffe, die aber nie die Qualität der Bronzeglocken erreichten, war einzig der Tatsache geschuldet, dass während der Weltkriege die Glockenbronze für die Rüstungsindustrie dringend benötigt wurde. So wurden in jenen Zeiten eine Menge Glocken von den Kirchtürmen genommen und für das Einschmelzen abtransportiert. Einer der bekanntesten „Glockenfriedhöfe“ befand sich in Hamburg- Veddel. Dort lagerten zu Kriegsende an die 10.000 Glocken. Nach aufwendigen Recherchen erfolgte in den meisten Fällen die Rückgabe an die Kirchgemeinden. Heute gibt es nur noch wenige aktive Glockengießereien (Ulm, Karlsruhe, Brockscheid/Eifel, Abtei Maria Laach /Eifel, Lauchhammer).Im vergangenen Jahr erhielt die Kirche in Naitschau drei neue Glocken, die in der Glockengießerei der Abtei Maria Laach gegossen wurden. An Hand zahlreicher Dias ging der Referent auf spezielle Probleme von Kirchenglocken in unserer Region ein, zeigte aber auch an Beispielen aus Thüringen wie sich die Gestaltung von Inschriften oder Verzierungen im Laufe der Jahrhunderte änderten oder moderne Gestaltungelemente Anwendung finden. Interessantes aus der Kulturgeschichte nicht nur der liturgischen Glocken ist im Glockenmuseum Apolda aufbereitet; es wird dort auch die Tradition der Apoldaer Glockengießerei (1722 – 1988) gepflegt.

20.05.2014/J. Zorn

11-Jun-2014 | 2014, Nachlese

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