Auf den Spuren von Rudolf Virchow
Auf den Spuren von Rudolf Virchow
Maiausfahrt des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins
Die diesjährige Exkursion des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins zu Hohenleuben führte am 1. Mai in den Spreewald. Erstes Ziel war die Slawenburg Raddusch bei Vetschau. Die vom Slawenstamm der Lusizi (sie gaben der Region Lausitz den Namen) im 9. Jahrhundert erbaute Fliehburg wäre beinahe den Großraumbaggern zum Opfer gefallen. Da ab 1990 der Braunkohlenabbau im Gebiet Seese-Ost größtenteils eingestellt wurde, blieb diese Fläche mit dem Bodendenkmal, vergleichbar mit der Tumelle bei Brückla nur wesentlich größer, erhalten. Als zumindest ansatzweise „Wiedergutmachung“ für den Verlust der Kulturlandschaft und zahlreicher Bodendenkmale wurde im Rahmen der Bergbausanierung des Landes Brandenburg die Slawenburg Raddusch als Rekonstruktion einer slawischen Burganlage neu angelegt.
Das Museum ist in der hohlen Mauer untergebracht, die Ausstellung ist der „Archäologie in der Niederlausitz“ gewidmet. Sie beinhaltet archäologische Funde aus 12000 Jahren Besiedlungsgeschichte der Niederlausitz, u. a. auch die Ausgrabungen des bekannten Berliner Arztes, Ethnologen und Prähistoriker Rudolf Virchow, der auch Ehrenmitglied des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins zu Hohenleuben war. Er führte in den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts in der Niederlausitz Ausgrabungen durch und prägte für die von ihm gefundene Keramik aus der Bronzezeit den Begriff „Lausitzer Kultur“.
Besonders interessant für die Teilnehmer war auch, wie der Braunkohlenabbau das Gesicht eine Region geprägt hat und was an Kulturgütern dadurch verloren ging. Ähnlich wie im Ronneburger Wismutgebiet verschwanden ganze Dörfer mit seinen Kirchen. In der Niederlausitz zwischen Cottbus, Lübben und Finsterwalde waren es ganze Landstriche mit seinen wichtigen Bodendenkmale früherer slawischer Besiedlung, insbesondere die Fliehburgen.
Das zweite Ziel war die Stadt Lübbenau und das Biosphären-Reservat Spreewald. Geschichtlich ist die Niederlausitz eng mit den Reußen verbunden, so heiratete zum Beispiel im 18. Jahrhundert die Gräfin Sophie Marie Helene von Reuß-Köstritz den Grafen Rochus Friedrich von Lynar, Herr auf Lübbenau und Seese, Mlode und Bischdorf, einem bekannten Diplomaten am dänischen Königshof, dessen Residenz, das Schloß Lübbenau, mitten im Spreewald lag. Leider kann es nicht mehr besichtigt werden, da sich heute in diesen Gebäude ein Hotel befindet. Das Mittagessen im Restaurant „Zum Rudelhaus“ am Fährhafen war rustikal und spreewaldtypisch, dazu gehörte Spreewälder Kräuterquark mit Leinöl, Tiegel-Grützwurst mit Spreewälder Sauerkraut, Rinderbraten mit Spreewälder Meerrettichsoße und Fischfilet mit Spreewaldsoße und Gurkensalat.. In einer anschließenden dreistündigen Kahnfahrt auf den Kanälen der Spree konnte die Natur der Biosphären-Reservats Oberer Spreewald und die spreewaldtypische bewundert werden.
Ein Abstecher galt dem Dorf Lehde mit seinem Freilandmuseum. Die Ausstellung zeigt die typischen Bauernhöfe des Spreewaldes, das Handwerk und die bäuerliche Lebensweise der sorbisch/wendischen Bevölkerung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Sehr interessant waren die älteste Kahnbauerei aus Lehde, eine Blaudruckwerkstatt und eine Meerrettichreiberei.
Die Exkursion in die Niederlausitz brachte einige interessante Bezüge zur Geschichte unserer Region zu Tage, sei es die ursprünglich sorbische Besiedlung, die Verbindung des Hauses Reuß-Köstritz mit Lübbenau, das Wirken Rudolf Virchows und der Bergbau und seine Folgen.
Joachim Thiele