Bäume des Jahres 2011 und 2012

Elsbeere und Europäische Lärche – Sonntagsgespräch des Hohenleubener Vereins zu den Bäumen der Jahre 2011 und 2012

Obwohl das Thema des Hohenleubener Sonntagsgesprächs, das sich ursprünglich mit der Göltzsch- und der Elstertalbrücke befassen sollte, durch Verhinderung des Referenten geändert werden musste, hatten sich am 20. Mai reichlich 20 Interessenten in den Räumen des Museums Reichenfels eingefunden, um etwas über die Bäume der Jahre 2011 und 2012  zu erfahren. Dem kurzfristig eingesprungenen Referenten Uwe Conrad, Gera, nicht zuletzt durch seine Baumkalender bekannt, sei für seine Bereitschaft gedankt.

Seit längerem ernennt die Dr. Silvio Wodarz Stiftung den „Baum des Jahres“, um auf seltene und bedrohte Arten hinzuweisen. 2011 entschied man sich für die Elsbeere (Sorbus torminalis), ein Rosengewächs wie übrigens auch die Birne und der Apfel. Gewächse der Gattung Sorbus waren bereits 1993 (Speierling) und 1997 (Eberesche) auf diese Weise geehrt worden.

Die Leser des im Vorjahr erschienen Hohenleubener Jahrbuchs konnten über die Elsbeere einen ausführlicheren Beitrag des Referenten lesen, auf den hier ausdrücklich verwiesen sei. Der sehr seltene Baum tritt in Thüringen im Werratal, in den Tälern der Rhön sowie um Weimar, Arnstadt, Jena und auch um Gera in Erscheinung. In Höhenlagen über 700 Meter ist er nicht anzutreffen. Genauere Angaben über Standorte finden sich im genannten Artikel.

Die kleinen birnenförmigen Früchte, aus denen Marmelade hergestellt werden kann, deren Preis allerdings entsprechend der Seltenheit des Baumes recht hoch ist, sind braun und leicht weiß punktiert. Ebenso kostbar ist der Elsbeerenschnaps. Auch die Schokoladenindustrie hat die Elsbeere entdeckt. Im medizinischen Bereich hilft sie bei Erkrankungen des Verdauungstraktes. Als Material für qualitätvolle Möbel ist die Pflanze unter dem Namen „Schweizer Birnbaum“ bekannt. Der Referent ging auch auf Pilzbefall und Bastardisierungen ein. So befindet sich in der Nähe von Schloss Osterstein ein Bastard mit der natürlich ebenso zu den Rosengewächsen zählenden Mehlbeere.

Für das Jahr 2012 wählte die Stiftung die Europäische Lärche (Larix decidua) aus. Das Hauptverbreitungsgebiet ist der Alpenraum und die anschließende Karpatenregion. Der Baum verträgt fast alle Böden und Temperaturen bis zu – 40° Celsius, was auf das in den Nadeln enthaltene Terpentinöl zurückgeführt wird. Da die Lärche als einziges Kieferngewächs ihre Nadeln abwirft, färben sich diese im Herbst goldgelb. Die lyraförmig gebogenen Zweige bieten in Verbindung mit dieser Färbung einen bezaubernden Anblick. Schön anzusehen sind in der Blütezeit auch die roten weiblichen Blüten und die auffällig grünen Kurztriebe.  In Ostthüringen befindet sich die stärkste, dem Referenten bekannte Lärche im Oppurger Schlosspark; sie hat reichlich 4 Meter Umfang und ist über 30 Meter hoch. Zumindest was die Höhe betrifft, kann  auch ein Exemplar in der Nähe des Hohenleubener Steinkreuzes mithalten. Die feste Verankerung im Erdboden als Voraussetzung für das mögliche Höhenwachstum erreicht der Baum durch seine tiefe Pfahlwurzel und das herzförmige Wurzelsystem. Weitere Vorkommen in der Nähe finden sich auf dem Weißendorfer Teufelsberg (eine ganze Allee wie auch im Geraer Stadtwald) oder bei Langenwolschendorf. In den Alpen gibt es Bäume mit bis zu 10 Metern Stammumfang und einem Alter von rund 1200 Jahren. Das haltbare und wetterbeständige Lärchenholz wird gern zum Bau von Berghütten verwendet; es hält auch ohne Anstrich 20 bis 40 Jahre.

Die Lärche lebt ebenfalls in Symbiose mit verschiedenen Pilzen. So wächst der Kiefernbraunporling auch an diesem Baum, der Schuppenporling ist sogar auf ihn angewiesen. Pilzsammler können die Beobachtung machen, dass der goldgelbe Lärchenröhrling, ein Speisepilz, oft in der Nähe anzutreffen ist. Unter den Käfern entwickeln sich der violette Scheibenbock und der Zangenbock unter der Rinde von Kieferngewächsen und somit auch der Lärche.

Farbaufnahmen, Literatur, präparierte Pilze und Käfer und verschiedene aus der Lärche hergestellte Produkte veranschaulichten die interessanten Ausführungen. Eine Aufsatzfassung wird sich im kommenden Jahrbuch finden, das auf der Jahreshauptversammlung des Altertumsvereins im August erstmals zu erwerben sein dürfte.

Dr. Frank Reinhold

9-Jun.-2012 | 2012, Nachlese

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