Der 30jährige Krieg im Greizer Land

Der 30 jährige Krieg und seine Folgen im Greizer Land

Referent: Pfarrer i. R. Helmut Warmuth, Greiz

Beginnend mit den Worten von Berthold Schmidt, einst stellvertretender Vorsitzender des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins zu Hohenleuben

„Heimatkunde ist die Tochter der Heimatliebe, pflege beides“, begann Herr Warmuth seinen Vortrag.

Der 30 jährige Krieg als Religionskrieg begonnen zog 50 Besucher in das Museum Reichenfels. Herr Warmuth zeigte die verherrenden Folgen des Krieges auf, der seinen Ursprung in der Reformation hatte und am Ende keine Sieger hinterließ, sondern nur Leid in der Bevölkerung. Das Ende des Krieges war nicht etwa Vernunft, es war die Erschöpfung der Mittel- eine Pattsituation der rivalisierenden Mächte.

6 Millionen Menschen verloren in der Folge der Kriegshandlungen ihr Leben. Der kleinere Teil, durch Kampfhandlungen, der größere durch Seuchen und Hunger.

Als Auslöser des Krieges gilt der Prager Fenstersturz im Mai 1618, mit dem der Aufstand der protestantischen Stände in Böhmen ausbrach.

In den 1620er Jahren war von Kampfhandlungen im Greizer Land wenig zu spüren, aber die Pest als Folge des Krieges wütete bereits in unserer Gegend. Die Kampfhandlungen intensivierten sich ab 1631 im Reußenland. Die Situation wurde bald unübersichtlich, es kämpften nicht nur Katholiken gegen Protestanten, sondern auch Protestanten gegen Protestanten und Katholiken gegen Katholiken und alle gegen die Landbevölkerung. Ethische Grundregeln verschwanden, die Soldaten und Landsknechte trieben die Einwohner an ihre Grenzen und oft auch auch weiter. Der Däne Heinrich Graf von Holk einstmals evangelisch, wechselte die Seiten und kämpfe als Oberst in Wallensteins Armee und trieb es im Greizer Land besonders arg. Seine Horden zerstörten in Weida die Wiedenkirche und hinterließen sie als die Ruine, wie wir sie heute kennen. Holk wurde im Alter von 34 Jahren durch die Pest dahingerafft.

Die Landsknechte schleppten immer neue Pestwellen in unsere Gegend ein, an der bspw. in Elsterberg 800 und in Reinsdorf 200 Einwohner starben. Weitere Pestwellen folgten 1639 und 1641. In einigen Gegenden ging 50% der Bevölkerung an der Krankheit zugrunde.

Die Soldaten stahlen das Vieh und die Vorräte, brannten die Häuser nieder und vergingen sich an jung und alt. George Kresse unser Bauerngeneral, rächte die Kriegschäden an der Bevölkerung, indem er den Soldaten nachstellte und Geraubtes den Bauern zurückgab.

In diesen Fällen bezahlten die Soldaten ihre Gier und Gewissenlosigkeit mit ihrem Leben.

Herr Warmuth selbst Pfarrer in Rente wies darauf hin, das die damaligen Pfarrer eine große moralische Stütze für das geschundene Volk waren. Oft war ihre Seelsorge der einzige Trost in der trostlosen Zeit.

In Döhlen wurden die Kirchenbücher als Einstreu für die Soldatenpferde geopfert. So fehlen in der langen Historie einige Jahrgänge.

Als gegen 1648 die finanziellen Mittel auf beiden Seiten erschöpft waren und kein endgültiger Sieg mehr errungen werden konnte, setze der langwierige Friedensprozess

ein. Die Landesherren gekamen in der Folge mehr Macht, der Kaiser weniger- die überlebende Bevölkerung blieb arm.

Durch den Krieg wurde das Reußenland um 200 Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen.

Wie nach jedem Krieg erfolgte durch die Aufbauarbeit und zum Teil richtigen Entscheidungen der Landesherren eine gewisse Aufbauphase, in deren Folge sich im Reußenland das Textilgewerbe ansiedelte und sich in den späteren Jahrhunderten zu einer umfassenden Industrie entwickelte.

Ein kleiner Trost für die nachfolgenden Generationen des 30 jährigen Krieges.

Es bleibt zu hoffen, das durch die Erinnerung an solche Schicksalsjahre zukünftige Feindseligkeiten vermieden werden und Verständnis für andere religiöse Anschichten aufgebracht wird.

Wir danken Herrn Warmuth für den spannenden Vortrag am vergangenen Sonntag. 

Im Museum Reichenfels gibt es weiterführende Informationen und Publikationen zum Thema. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle!

22.11.2018, Markus Freund

 

13-Mrz-2019 | 2018, Nachlese

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