Die ReiMaHG-WERKE bei Kahla (Okt.2009)

Die ReiMaHG-WERKE bei Kahla

Herbstexkursion des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereines zu Hohenleuben

Am 3. Oktober ging diesmal die Reise des VAVH zum Walpersberg in Großeutersdorf bei Kahla, dem Standort des unterirdischen Flugzeugwerkes „ReiMaHG“, in dem ab 1944 das Düsenflugzeug Me 262 produziert werden sollte.

Der Vorsitzende des Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg e.V., Markus Gleichmann übernahm persönlich die historische Wanderung durch die recht kurze Geschichte des Walpersberg als Flugzeugwerk für die deutsche Luftwaffe im 2. Weltkrieg. Zu Beginn der Wanderung zeigte er die Gedenktafeln für die Zwangsarbeiter, die dort unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten.

Bei der folgenden Führung entlang der Reste von Bunkern, Stolleneingängen und Funktionsgebäuden erklärte Herr Gleichmann an Hand von Bildern, was sich in den Gebäuden befand und welchen Zweck sie auch später hatten. Technisch besonders interessant waren Schrägaufzüge, die Waggons mit Material aus dem Tal über 50 Höhenmeter zu den Produktionsstätten und die fertigen Flugzeuge zur Startbahn zu bringen (die Oberweißbacher Bergbahn ist ein Schrägaufzug).

Ursprünglich wurde im Walpersberg ab 1897 kaolinhaltiger Sand für das Porzellanwerk in Kahla als wichtigster Rohstoff für die Porzellanherstellung abgebaut. Dies geschah auch noch bis zum Jahr 1944.

Der 2. Weltkrieg nahm für Deutschland 1942/43 eine dramatische Wende, mit der verlorenen Schlacht um Stalingrad und der verstärkten Bombenangriffe der Amerikaner und Engländer auf militärisch wichtige Industrieanlagen, wie Flugzeugwerke, Rüstungsbetriebe und Raffinerien, ging es darum, kriegswichtige Industrie in die noch relativ sichere mitteldeutschen Gebiete zu verlagern. Besonders Thüringen kam dabei in Frage, der Bergbau lieferte die Voraussetzungen, unterirdische Produktion von Rüstungsgütern zu realisieren. Dazu gehörten der Mittelbau Dora bei Nordhausen und Schwalbe V bei Berga. Der Gauleiter der NSDAP Thüringen Fritz Sauckel, der außerdem auch Gründer der Wilhelm-Gustloff-Stiftung und Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz war, ließ am 22. 3. 1944 die Porzellansandgrube für die Gustloff-Stiftung beschlagnahmen, um sie für militärische Zwecke zu nutzen. Seine Funktion als Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz nutzte er, um Zwangsarbeiter für den Ausbau des Walpersberg anzufordern. 500 Italiener waren im April 1944 die ersten, die in Zeltlagern untergebracht wurden, insgesamt waren 12000 Ausländer und 3000 Deutsche in Großeutersdorf beim Aufbau des Flugzeugwerkes ReiMaHG (Reichsmarschall Hermann Göring) beteiligt. Täglich sollten 30 Flugzeuge produziert werden, doch konnten insgesamt nur 20 Flugzeuge montiert und nach Zerbst zur Endausrüstung fliegen. Viele der ausländischen Zwangsarbeiter sahen ihre Heimat nicht wieder. Von den Alleierten kamen zum Kriegsende als erstes die Amerikaner, sie befreiten die überlebenden Zwangsarbeiter und  nahmen das Knowhow und vorhandene Flugzeuge mit. Den folgenden Russen blieben nur noch Maschinen und Material. Dann wurden die Bunker gesprengt. Zu DDR-Zeiten nutzte die NVA die Stollen zur Einlagerung von Munition und Material. Als sie nicht mehr benötigt wurden, schüttete man sie zu. 1989 wurde noch einmal versucht, in die Stollen zu kommen, man vermutete das Bernsteinzimmer und andere Kunstgegenstände, die in den Kriegswirren verschwunden sind, Enthusiasten suchen noch heute.

Nach etwa 3 Stunden gelangten die Teilnehmer der Exkursion wieder nach Großeutersdorf, um zum Abschluss das Informationszentrum der Geschichts- und Forschungsvereines Walpersberg zu besuchen. Im ehemaligen Dorfkonsum konnte ein Modell des Walpersberg mit dem Flugzeugwerk. Modelle der Messerschmidt Me 262 und eine umfassende Dokumentation über den Bau der Flugzeugwerke und die Leiden der Zwangsarbeiter.

 

Joachim Thiele

15-Okt-2009 | 2009, Nachlese

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