Die Walnuss und die Klimaerwärmung

Die Walnuss mag die Klimaerwärmung – Baum des Jahres als Thema des Hohenleubener Sonntagsgesprächs

Allenthalben ist die globale Klimaerwärmung im Gespräch. Mehr oder weniger begründete Szenarien für verheerende Folgen werden diskutiert und Maßnahmen zum Stopp der weiteren Entwicklung getroffen. Das Sonntagsgespräch des Hohenleubener Altertumsvereins am 19. Oktober widmete sich einem Baum, der von der Temperaturerhöhung profitiert, der Walnuss. Uwe Conrad aus Gera berichtete fundiert über die historische und gegenwärtige Verbreitung dieses Baumes mit dem wissenschaftlichen Namen Juglans regia Linné, der heute vom südlichen Mitteleuropa über den Balkan bis nach Asien anzutreffen ist. In Deutschland sind vor allem ländliche Siedlungsräume und die Weinberge ihr Standort – Orte, wo ihr Wärmebedürfnis zum Tragen kommt. Es handelt sich übrigens nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht um eine Steinfrucht wie Kirsche oder Pflaume, sondern um eine echte Nuss. Besonders ertragreich ist sie zwischen dem 40. und dem 80. Lebensjahr; nachgewiesen ist eine Lebensdauer bis zu 120 Jahren. Sie zeichnet sich durch einen kurzen gedrungenen Stamm mit 20 bis 25 Wipfeltrieben aus; der stärkste Baum dieser Art in Deutschland hat etwa 4,50 Meter Stammumfang. Die in Ostthüringen zumeist als Hof- und Gartenbaum angepflanzte Walnuss ist heute im Vergleich zu früher nur noch in Restbeständen erhalten. Der Referent stellte in Wort und Bild Bäume aus ganz Deutschland, in unserem Raum unter anderem aus Gera, Weida, Hohenleuben, Wernsdorf, Großkundorf, Großdraxdorf und Obergeißendorf vor. Bemerkenswert ist die gelungene Umpflanzung eines Baumes aus dem Settendorfer Wismutgebiet nach Teichwolframsdorf (Zaderlehde); die empfindliche Pfahlwurzel steht gewöhnlich solchen Versuchen entgegen.

Walnussblätter haben einen höheren Vitamin-C-Gehalt als die Zitrone; sie helfen, zwischen die Oberschenkel gelegt, gegen Wundscheuern beim Wandern oder – durch ihren aromatischen Duft – auch gegen die unangenehmen Ausdünstungen in Toilettennähe oder von Schweißfüßen. Und nicht zuletzt werden Insekten durch den Duft ferngehalten.

Die Blätter verrotten sehr schlecht und werden deshalb getrocknet zur Teezubereitung genutzt.

Die Nuss wird zu kulinarischen Spezialitäten verarbeitet, es gibt Walnussplätzchen, -eis, -brot, -butter und auch Nusslikör. Im Handel ist sie meist geschwefelt zu erwerben, denn sie neigt zu Pilzbefall. Gesammelte Walnüsse sollte man zum Trocknen in luftdurchlässigen Säckchen aufhängen. Die grünen Schalen der unreifen Nuss dienen als Färbemittel für Wolle; wer sie schon einmal angefasst hat, wird die schwer abwaschbare Braunfärbung der Finger nicht vergessen.

In der verrotteten Rinde siedeln sich Käfer und Schmetterlingslarven und in Wunden des Baumes gelegentlich auch Höhlenbrüter an. Er beherbergt auch essbare Pilze wie den Schillerporling. All dies und mehr stellte der Referent in Wort und Bild – und in einer kleinen Ausstellung zum Teil auch im Original – anschaulich dar. Weiteres kann man übrigens in einem Beitrag Uwe Conrads in der neuesten Ausgabe des Hohenleubener Jahrbuchs (Heft 53 – 2008) nachlesen.

Bedenkenswert scheint der einstige Brauch, zur Geburt eines Kindes einen Walnussbaum zu pflanzen. Mit dieser Handlung verband man die Hoffnung, dass der neue Erdenbürger später vor übermäßigem Hunger geschützt sei, denn wer drei Walnüsse am Tag isst, kann  damit überleben. Auch wenn dies wohl den meisten heute etwas übertrieben scheinen dürfte, hat die Nuss unseren Respekt verdient. Der Dichter Joachim Ringelnatz berichtet in einem seiner skurrilen Gedichte von einer aus Nussbaumholz angeblich persönlich vom alten Fritz geschnitzten Schnupftabaksdose, die für einen Holzwurm nur eine leckere Gelegenheit zum Anbohren wie jede andere darstellt, denn: „Was geht mich Friedrich der Große an!“ Anders als der respektlose Holzwurm in diesen abschließend vom Referenten zitierten Versen sollte die Gesellschaft bedacht sein, die noch vorhandenen Walnussbäume als nützliches Erbe zu erhalten und zu pflegen. Traditionelle Walnussfeste und gekürte Nussköniginnen in anderen Regionen Deutschlands sind dafür gute Beispiele.                                                                                                  Dr. Frank Reinhold

19-Okt-2008 | 2008, Nachlese

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