Exkursion Diabasbrüche
Bericht über die Exkursion in die Diabasbrüche
Die Exkursion von 38 Teilnehmern im Rahmen der Sonntagsgespräche führte ab 10 Uhr vom Museum zu den auflässigen Steinbrüchen in der Umgebung von Reichenfels. Wie die Vorkommen im Südwesten (Saalburg, Gräfenwarth, Triebes) und im Nordosten (Schüptitz, Loitsch, Neudörfel) gehören sie zu einem Streifen von fünf Diabaslagern, die im tiefen Oberdevon (vor ca. 380 Mio. Jahren) als basaltisches Magma in verschiedene Schichtgesteine vom Ordovizium bis zum Mitteldevon – fast immer parallel zur Sedimentschichtung – eingedrungen sind. An beiden Kontaktseiten – im Liegenden und im Hangenden des nach NW einfallenden Verbandes – sind die Wirtsgesteine meist kontaktmetamorph verändert, so dass z. B. das gebänderte Schichtgefüge des sog. Hauptquarzites der Gräfenthaler Serie (gleich dem von den Hüttchenbergbrüchen Wünschendorf) am nordwestlichen Lager von Reichenfels – unweit der Ruine – in ein dichtes, gestreiftes Kontaktgestein, sog. Desmosit, umgewandelt wurde. Ein Stück, das dicht unter dem Kontakt im Diabas stark verändert wurde, zeigte Herr Professor Dr. Gert Michel, das er noch seit der Zeit seiner Diplomarbeitskartierung (1954/1956) aufbewahrt, das andere, unmittelbar oberhalb des Kontaktes gewonnene, der Exkursionsleiter.
Durch die varistische Gebirgsbildung am Ende des Unterkarbons sind SW-NO verlaufende Faltungsstrukturen entstanden, z. B. das Bergaer Antiklinorium mit 72 km Länge (von Bad Steben bis Ronneburg) und 18 km Breite (von Weida/Wünschendorf bis Greiz), wodurch die lineare Zuordnung zu der nach NW einfallenden Flanke dieser Großstruktur heute augenfällig ist (ein kleineres Vorkommen an der Südostflanke findet sich bei Dobia). Während dieser Gebirgsbildung ablaufende Gesteinsumwandlungen haben die Mineralien der Diabase mehr oder weniger verändert, vor allem mit der Folge von Chloritbildung, wodurch eine grünliche Farbdominanz entstand, daher auch der landläufige Name Grünstein und daraus abgeleitete Betriebsnamen wie „Reichenfelser Grünsteinwerke“. Das Areal der Ruine steht auf einer hochwertigen Diabasvariante (sog. Oberes Lager Reichenfels-Dörtendorf). Seit 1925 abbautechnisch erschlossen, ab 1938 unter Schutz gestellt und ab 1942 kontrolliert weiter betrieben, stand im Februar 1955 der gesamte Ruinenuntergrund zur Disposition (VEB Straßenbau Weimar). Unmittelbar danach konnte Dr. Reinhold Gräbe vom Geologischen Dienst Jena durch ein Gutachten unter Hinweis auf genügend Diabasvorkommen in der Umgebung die Einstellung des Abbaues durchsetzen. Botanische und zoologische Besonderheiten dieses Refugiums wurden von Herrn Uwe Conrad, Gera, erläutert.
Vorbei am verwachsenen Steinbruch im sog. südöstlichen oder unteren Lager Reichenfels führte die Exkursion an der Bahnstrecke entlang über die Straße Reichenfels-Dörtendorf zu dem bis 2004 betriebenen Steinbruch Dörtendorf, der seit 1906 in Betrieb war und vor allem das nordwestliche (Obere) Lager Reichenfels-Dörtendorf umfasst. Am Süd-Ende ist die Überlagerung durch Quarzit gut zu erkennen. Mineralbestand und Gefüge wurden beschrieben, und als Höhepunkt konnte Herr Helmut Müller, Zeulenroda-Triebes, einen Zeitungsartikel seines Vaters von 1932 mit der noch heute aktuellen mineralogischen und silikatanalytischen Beschreibung zeigen. Die Exkursion führte noch zu den höher gelegenen, tiefgründig verwitterten oberen Anschnitten am West-Rand des Bruches mit aufgelockerten, kugelig-schalig verwitternden „Pikrit“-Partien, die deutlich an die „Steinerne Rose“ von Gräfenwarth erinnern. Von hier aus erkennt man den jenseits der Triebes gelegenen, ebenfalls auflässigen Steinbruch im Unteren (südöstlichen) Diabaslager Reichenfels-Dörtendorf, das weiter südlich auch bei Triebes abgebaut wurde. Die Exkursion führte nach vier Stunden zurück zum Museums-Vorplatz.
Dr. Gerhard Hempel