Heimatforschung
Aus der aktuellen Arbeit eines Heimatgeschichtsforschers
Auf dem Veranstaltungsplan des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben stand für den 17. März 2012 der Vortrag von Herrn Dr. Beyer, Werdau über den Bau der Göltzschtalbrücke und deren Auswirkungen auf die Entwicklung der vögtländischen Region. Leider musste auf Grund der Erkrankung des Referenten dieses Thema abgesetzt werden.
Als Ersatz dafür informierte der bekannte Heimatforscher und Vereinsmitglied Frieder Trebge über seine aktuellen Forschungsprojekte, Rückblicke auf die 525 jährige Geschichte von Brückla, Arbeiten über das hiesige Brauchtum und die Aufarbeitung der Zeit zwischen 1933 und 1945 in Hohenleuben. Speziell zum letztgenannten Thema konnte Herr Trebge mit einer Reihe von Bildern, die Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus hier in Hohenleuben geben, die Zuhörer auf die Problematik einstimmen. Bereits im Jahre 1930 wurde in Hohenleuben eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet, die dann auch bis zur Machtergreifung Hitlers am 31. Januar 1933 die Mehrheit im Stadtrat stellte. Ab 1933 wurden durch eine Reihe von Gesetzen der Einfluß der nationalsozialistischen Macht ausgebaut und gefestigt. Mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 wurden nach und nach alle unliebsamen Personen aus den öffentlichen Ämtern gedrängt und durch Parteimitglieder ersetzt. Die Verwaltungen, Organisationen und selbst Vereine wurden streng nach dem Führerprinzip umstrukturiert. Für Hohenleuben bedeutete das, dass der seit 1925 gewählte Bürgermeister Paul Kölbel 1934 seines Postens enthoben wurde. An seine Stelle trat nunmehr der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Herbert Scharf. Bis 1945 war die SA die alles bestimmende Macht im Ort. Zur Verschleierung seiner wahren Ziele nutze der Nationalsozialismus ganz bewusst Mittel der Propaganda und der Ideologie um den weitaus größten Teil der deutschen Bevölkerung hinter sich zu ziehen. Durch Großprojekte wie der Autobahnbau oder die Ausrichtung der Olympiade 1936 in Berlin wurden die Menschen ideologisch mitgerissen. Auch in Hohenleuben wurde nach dem Marktbrand 1932 sofort das neue Rathaus wiedererrichtet. Es folgten der Bau des Sommerbades (Einweihung 1937), der Turnhallenbau mit Hallenweihe 1938 oder aber auch die Fertigstellung des zweigleisigen Ausbaus der Bahnstrecke zwischen Loitsch und Triebes 1938/1939. Unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang auch nicht die Errichtung des Gefängnisses 1934/ 1935. Mit Beginn des 2. Weltkrieges bekamen dann aber auch viele Hohenleubener Familien die wahren Ziele des NS- Regimes hautnah zu spüren.
Mit diesem Sonntagsgespräch wurde ein Anfang gemacht um die Geschichte von 1933 bis 1945 hier in Hohenleuben aufzuarbeiten. Es zeigte sich aber auch, dass nur relativ wenig Fotomaterial aus jener Zeit noch vorhanden ist. Einerseits wurde damals nicht soviel fotografiert wie heute, andererseits ist sicherlich auch in den Wirren der Nachkriegszeit vieles verloren gegangen. Umso mehr sollten die Erlebnisse und Eindrücke noch lebender Zeitzeugen für die Nachwelt erhalten werden.
Im zweiten Teil des Sonntagsgespräches konnten die Besucher einen Blick hinter die Kulissen des Museums werfen und die Bibliothek und Magazinräume besichtigen.
Trotz des ausgefallenen ursprünglichen Vortrages waren die Ausführungen von Herrn Trebge ein nicht weniger interessantes Thema, das mit diesem Sonntagsgespräch bestimmt noch nicht abgeschlossen ist.
19.03.2013/Jürgen Zorn