Heimische Pflanzen

Heimische Pflanzen

Sonntagsgespräch des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins

Ein Hauch von Frühling und Sommer brachte das erste Sonntagsgespräch am 15. 01. 2012 im Museum Reichenfels in das winterliche Grau. Referent Reiner Ernst aus Brückla beschrieb über 100 Pflanzen, die er in der unmittelbaren Umgebung gefunden und fotografiert hatte. Zu Beginn seines Vortrages ging er auf Paracelsus und Hildegard von Bingen ein, die sich besonders verdient gemacht, heimische Pflanzen als Heilpflanzen erkannt und eingesetzt zu haben.

Reiner Ernst beim Vortrag

 

Referent Reiner Ernst aus Brückla

 

Das Jahr der Pflanzen beginnt, wie der Name schon sagt, mit dem      Winterling. Eine unscheinbare kleine Blume mit gelblich-grüner Blüte, die  auch Schnee und Kälte trotzt. Im Frühjahr folgen Goldstern,    Buschwindröschen und Maiglöckchen. Auch der Bärlauch, heute eine  beliebte Gemüse- und Würzpflanze. Durch sein Knoblocharoma ist er  besonders beliebt im Frischkäse oder in Salaten. Vorsicht ist allerdings  beim Sammeln geboten, denn die Blätter sind leicht mit den Blättern des  giftigen Maiglöckchens zu verwechseln. Viele heimische Pflanzen kann  man essen, dazu gehören auch der Gemeine Löwenzahn, in unserer  Region meist Pappelstock genannt, oder das auf jeder Wiese wachsende  Gänseblümchen. Auch die Brunnenkresse, die man auch am früheren  Reichenfelser Tränkteich finden kann, ist eine beliebte Salatpflanze. Der Schwarze Holunder ist nicht nur ein attraktiver Busch mit seinen weißen Blüten- und schwarzen Beerendolden, die vielseitige Verwendung finden. Aus den Blüten werden Holundersekt oder Holundertee hergestellt. Die Holunderbeeren sind roh giftig, aber gekocht ein wohlschmeckender Kompott oder der gesunde Holundersaft. Seine Heilwirkung war schon unseren Vorfahren bekannt. Außerdem hat der Holunder oder Holderbusch auch Bedeutung im Volksglauben, geht sein Name doch auf Frau Holle zurück, die man besonders aus Grimms Märchen kennt. Zu den ältesten Pflanzen auf der Welt gehören die Schachtelhalme, die im Karbon als riesige Bäume wuchsen und nach dem Absterben in Jahrmillionen zu Steinkohle wurden. Der heimische Ackerschachtelhalm wird auch Zinnkraut genannt, neben seiner Bedeutung als Heilpflanze verwendete man die in seiner Asche enthaltene Kieselsäure als Poliermittel für das Zinngeschirr.

Paracelsus: Dosis sola facit venenum – Allein die Menge macht das Gift

Eine schöne, aber giftige Pflanze ist der Rote Fingerhut, zehn Blüten können ein Kind töten, sagt man. Wie Paracelsus schon feststellte, die Dosis macht das Gift. Denn in geringer Konzentration, als Digitalistropfen bekanntes Arzneimittel, hilft es bei Herzleiden.

Der Rote Fingerhut – eine der beschriebenen Pflanzen

 

Bei Unterleibsbeschwerden ist der Frauenmantel eine  wichtige Heilpflanze, die runden und gezackten Blätter haben  Ähnlichkeit mit früher von Frauen getragenen Pelerinen und  gaben damit der Pflanze ihren Namen.

Die Brennnessel wird vom Gärtner meist als lästiges Unkraut  angesehen, sie ist aber eine wichtige Arzneipflanze, ein  natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel., von Kennern  auch als Salat geschätzt. So manche Schmetterlingsart wäre  zum Aussterben verurteilt, weil ihre Raupen auf die                                                                                                                                              Brennnesseln als Nahrung angewiesen sind.

Das Ackerstiefmütterchen übersieht man mit ihren kleinen Blüten, sie ist aber die Stammmutter der als Gartenpflanze begehrten großblütigen Stiefmütterchen. Viel wichtiger ist sie aber in der Medizin, sie enthält Salizylsäure, das vor allem als Aspirin bekannte Schmerzmittel.

Zum Schluss seiner Ausführung ging der Referent auch auf sogenannte Neophyten, also eingeschleppte Pflanzen ein, dazu gehören der Riesenbärenklau, wegen seiner gewaltigen Größe auch Herkuleskraut bezeichnet, stammt aus dem Kaukasus, ist stark giftig. Auch die aus Nordamerika stammende Beifuß-Ambrosie, wie der Name sagt dem heimischen Beifuß zum Verwechseln ähnlich, war in Vogelfutter enthalten, ist extrem allergieauslösend.. Margariten, Kornblumen oder Klatschmohn gehörten auf jede bunte Sommerwiese, heute haben sie kaum Zeit zum Wachsen, bevor die Mähwerke sie erfassen. Auch in Zukunft soll die Vielfalt der Pflanzen erhalten bleiben, sei es als Heil-, Garten- oder Wildpflanze.

Joachim Thiele

8-Mrz-2012 | 2012, Nachlese

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