Herbstexkursion nach Schmalkalden und Reinhardsbrunn
Herbstexkursion des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereines zu Hohenleuben
Die Busausfahrt des VAVH führte diesmal in den Thüringer Wald. Erstes Ziel war Schmalkalden mit der Wilhelmsburg. Schmalkalten mit seinen schönen Fachwerkhäusern wurde bereits im Jahr 874 erstmals urkundlich erwähnt. Besonders bekannt wurde die Stadt durch den Schmalkaldischen Bund (1531-1547), einem Bündnis protestantischer Fürsten und Städte gegen die Religionspolitik Kaiser Karls V., nach dem Schmalkaldischen Krieg 1546-47 zerschlagen. Schmalkalden richtet im nächsten Jahr die Thüringer Landesgartenschau aus. Auch die Gartenanlage des Schlosses wird dabei mit einbezogen.
Die Wilhelmsburg wurde in der Zeit von 1585 bis 1590 im Auftrag von Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel als Sommerresidenz gebaut. Sie zählt zu den schönsten Renaissance-Schlössern Deutschlands. Eine Besonderheit in der Schlosskirche ist die älteste bespielbare Orgel mit Holzpfeifen. Neben der Besichtigung der Schlossräume mit der Dauerausstellung, in der auch der Bad Köstritzer Komponist Heinrich Schütz zu finden ist, dessen musikalisches Talent von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel entdeckt und gefördert wurde, war die Sonderausstellung über den Dreißigjährigen Krieg. Doch geht es in der Ausstellung nicht um Wallenstein, Tilly oder Gustav Adolf, dem Fenstersturz zu Prag oder dem Westfälischen Frieden, sondern um das Leben, Leiden und Sterben von zwei real existierenden Schmalkaldaer Familien (Heller und Liebaug) während dieser Zeit, über die in Kirchenbüchern recherchiert wurde.
Nach dem Mittagessen ging es weiter nach Friedrichroda. Ziel war das Schloss Reinhardsbrunn bzw. der Schlossgarten. Im 11. Jahrhundert wurde an dieser Stelle durch die Ludwinger, auch Erbauer der Wartburg; ein Kloster errichtet und diente ihnen als Hauskloster. Im Bauernkrieg wurde das Kloster geplündert und aufgegeben. 1601 baut Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar auf den Grundmauern des Klosters ein Jagdschloss. Im 18. Jahrhundert wurde der Schlosspark als englischer Landschaftsgarten angelegt, den Fürst Pückler als schönste Anlage im Thüringer Wald bezeichnete. In der Zeit der DDR wurde das Schloss als devisenträchtiges Interhotel betrieben. Nach der Wende verkaufte die Treuhand das Schloss, erste Umbauten wurden abgebrochen, der Anfang vom Ende. Seit 2001 kein Hotelbetrieb mehr, das Schloss verfällt immer mehr. Seit 2011 bemüht sich ein Förderverein um den Erhalt. Die Führung durch den Park machte durch Bilder deutlich, wie schön der Park einmal war und wie schnell eine solche Anlage verkommen kann. Neben wunderschönen alten Bäumen, wie Pyramideneiche und schlitzblättriger Buche, meterhohes Gras und verwildertes Gestrüpp. Trotz „Chefsache“ der Ministerpräsidentin Lieberknecht ist die Zukunft des Schlosses ungewiss. Zwar könnte der russische Eigentümer enteignet werden, doch dann müsste das Land das Schloss erhalten und das kostet bekanntlich Geld.
Joachim Thiele