Historische Gärten in Ostthüringen

Historische Gärten in Ostthüringen – die Nattermühle

Zum letzen heimatgeschichtlichen Sonntagsgespräch im Veranstaltungsjahr 2005/2006 trafen sich am 18. Juni 2006 zahlreiche Heimatfreunde und Mitglieder des Vogtländischen Altertumsforschende Vereins Hohenleuben an der Nattermühle bei Gräfenbrück.

Thema dieser kleinen Exkursion war die Erkundung des historischen Gartens der Nattermühle. Als sachkundiger Kenner der heimischen Fauna und Flora führte Herr R. Conrad, Gera, Naturschutzbeauftragter und Heimatforscher. Herr Schmeißer, Gräfenbrück, Verwalter des Objektes, ergänzte dazu zahlreiche historische Details und machte Angaben zur augenblicklichen Nutzung.

Erste urkundliche Erwähnungen der Nattermühle gehen bis auf das Jahr 1485 zurück. Vermutlich ist aber die Mühle schon wesentlich eher entstanden. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte auch die Nattermühle eine wechselvolle Geschichte. Oftmals wechselten die Besitzer, sowohl die der Rittergutsmühle als auch die Mühlenpächter und Mühlenbesitzer. In all den Jahren diente die Mühle als Getreide- und Mahlmühle. Anfang des 20. Jahrhunderts (1902) brannte der gesamte Komplex ab. Das Gelände wurde Jahre später von dem Plauener Baumeister Neumann übernommen, der hier 1907 ein repräsentatives Herrenhaus mit Wirtschaftsgebäuden errichtet. In den Jahren vor 1914 war die Nattermühle als Ausflugsgaststätte und Sommerfrische sehr bekannt. Mit dem Ende des 1. Weltkrieges nahm auch die Besucherzahl beträchtlich ab und es folgten weitere Eigentümerwechsel. Im Jahre 1921 kaufte Justizrat Axhausen das Anwesen und legte hinter dem Herrenhaus eine kleine Parkanlage an. Nach dem 2. Weltkrieg kam 1953 die Enteignung und die Angliederung an die LPG Steinsdorf. Ab 1958 übernahm die Cretzschwitzer Ziegelfabrik vorübergehend die Nattermühle bis ab 1961 das staatliche Außenhandelskontor Elektrotechnik Besitzer wurde und die Nattermühle als Betriebs- und Kinderferienlager ausbaute. (Fertigstellung des Bettenhauses 1975). Bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nutzte auch die Bezirksleitung der FDJ den Gebäudekomplex als Schulungszentrum. Nach der Wende erhielten die Alteigentümer die Nattermühle zurück. In den darauffolgenden Jahren waren hier wiederholt Spätaussiedler aus Russland ,Kriegsflüchtlinge des Kosovokrieges bzw. Asylbewerber untergebracht.

Die über 80 Jahre alte Parkanlage bietet für den Botaniker einige interessante Details. Neben den in Parkanlagen häufig vorkommenden Rhododendron stehen hier auch Eiben, Eschen, Lebensbäume, Scheinzypressen, Silberweiden oder aber auch Blaufichten, Rothasel bzw. amerikanische Kastanien. Besonderes Interesse weckte die kanadische Hemlock- bzw. Schierlingstanne und der in voller Blüte stehende Tulpenbaum. Daneben gibt es auf dem Gelände der Nattermühle noch weitere bemerkenswerte Bäume. In unmittelbarer Nähe der bekannten Steinbogenbrücke steht eine über hundert Jahre alte mächtige Schwarznuß, mit einem Kronendurchmesser von ca. 25 m. Es ist schon bemerkenswert welche Überraschungen diese kaum bekannte kleine Parkanlage an der Nattermühle zu bieten hat. Ein anschließender kurzer Abstecher führte die Exkursionsteilnehmer noch nach Hohenölsen, in die ehemalige Parkanlage des Rittergutes Hohenölsen, heute direkt in der Ortsmitte neben dem Dorfteich gelegen. Hier ist besonders interessant aber kaum bekannt bzw. beachtet die über 120 Jahre alte weidenblättrige Birne, die Goldeibe, die Baumhasel und die mächtige Nordmanntanne.

Für die überaus interessanten Ausführungen bedankten sich die Teilnehmer des Sonntagsgespräches bei Herrn Conrad und Herrn Schmeißer mit einem herzlichen Applaus.
23.06.2006/J. Zorn

18-Jun-2006 | 2006, Nachlese

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen