Hohenleuben – eine Stadt im Umbruch

Hohenleuben – eine Stadt und ihr Verhältnis zum Gefängnis

Das Thema Justizvollzugsanstalt wird schon seit vielen Jahren in Hohenleuben kontrovers diskutiert. Interessante Einblicke in die Geschichte dieser die Stadt dominierenden Einrichtung zeigte das Sonntagsgespräch des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins am 21.04.2013. Herr Küchenmeister Harald Saul und Herr Joachim Fritzsche, Leitender Regierungsdirektor und Leiter der JVA Hohenleuben standen als Referenten für diese Veranstaltung zur Verfügung. Herr Saul selbst arbeitet seit 11 Jahren als Küchenleiter in der JVA und ist zudem Ausbilder im Berufsfortbildungswerk. Seit vielen Jahren sammelt er ortstypische Rezepte und ist inzwischen Verfasser von 14 regionalen und überregionalen Kochbüchern wie zum Beispiel das Ostthüringenkochbuch, das Vogtlandkochbuch, das Sudetenkochbuch uvm.

Harald Saul

Harald Saul

Sein Erstlingswerk, „Das Ostersteinkochbuch“ brachte ihn bei seinen Recherchen auch mit der Regionalgeschichte des Vogtlandes und dem Fürstenhaus Reuß in Berührung. Anlässlich des 115- jährigen Bestehens der Justizvollzugsanstalt in Hohenleuben war er maßgeblich an der Herausgabe des Buches „Hohenleuben – Die Stadt und das Gefängnis“ beteiligt.

Erste Anfänge der Strafanstalt gehen bis Anfang des 18. Jahrhunderts zurück, Dokumente belegen, dass seit 1716 ein Gefängnis in Hohenleuben bekannt ist. Bauliche Veränderungen und die Errichtung heute noch vorhandener Gebäude begannen 1896 auf einem Teil des ehemaligen Schlossgartens; im Laufe des Jahre 1897 wurde der Neubau fertiggestellt und 1898 begann die Belegung.1919 wurde das Amtsgericht von Hohenleuben nach Zeulenroda verlegt und der Gefängnis verlor somit seine Bedeutung. Teile des Amtsgerichtes wurden als Rathaus und für die Wohnung des Bürgermeisters genutzt. Auf Betreiben des aus Triebes stammenden Thüringer Volksbildungs- und Innenministers Fritz Wächtler wurde 1934 auf dem Gelände der ehemaligen Strafanstalt ein Frauengefängnis errichtet, das 1936 den Betrieb aufnahm. Nach der Fertigstellung des neuen Rathauses 1937 wurde das ehemalige Amtshaus als Verwaltungsgebäude der Strafanstalt genutzt. Die damals entstandenen Gebäude sind heute noch in die JVA integriert. Im zweiten Teil des Sonntagsgespräches erläuterte Herr Fritzsche die Entwicklung der Strafanstalt bis in die heutige Zeit. In den 1950 er Jahren begann die Umstrukturierung in ein Jugendhaus, indem auch ein besonderes Augenmerk auf die schulische und berufliche Ausbildung mit gelegt wurde. Die Insassen des Jugendhauses bzw. der späteren Jugendstrafanstalt arbeiteten unter anderem auch für Betriebe aus der Region (VEB Raumleuchte Zeulenroda, VEB Herdas Zeulenroda, VEB Greika Greiz u.a.). Der letzte markante Umbau des Gefängnisses begann 1978 mit der Errichtung eines neuen Hafthauses und etwas später des neuen Produktionsgebäudes. Verbunden damit war aber auch der Abriss des alten Schlosses. Beide Neubauten prägen neben dem Kirchturm und dem ehemaligen Wasserturm heute die Silhouette von Hohenleuben.

Joachim Fritsche

Joachim Fritsche

Für die Stadt Hohenleuben war das Gefängnis von je her ein besonderer Wirtschaftsfaktor. Besonders nach der Wende 1989/90 ist die JVA der einzige größere Arbeitgeber im Ort. Eine Zukunft des Strafvollzuges in Hohenleuben scheint es allerdings nicht zu geben. Aus dem engeren Auswahlverfahren für den Neubau einer gemeinsamen Justizvollzugsanstalt der Länder Sachsen und Thüringen ist Hohenleuben ausgeschieden trotz der Vorteile die dieser Standort bieten würde. Vielleicht wird die Standortvergabe nochmals überdacht und es beginnt ein neues Kapitel des Strafvollzuges in Hohenleuben.
24.04.2013/Jürgen Zorn

27-Apr-2013 | 2013, Nachlese

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