Jahreshauptversammlung 2005
Jahreshauptversammlung mit Festvortrag
Zum Abschluss des Veranstaltungsjahres 2004/2005 fand am 20. August 2005 im Burghof der Burgruine Reichenfels die Jahreshauptversammlung des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben statt.
Nach den organisatorischen Tagesordnungspunkten, Arbeitsbericht des Vereinsvorsitzenden Herrn U. Hagner, Rechenschaftsbericht des Schatzmeisters Herrn S. Schreiber, Diskussion und der Wahl des neuen Vorstandes hielt Herr Prof. W. Greiling, FSU Jena den Festvortrag zum Thema „Landesgeschichte und Erinnerungskultur am Beispiel Otto von Bismarck und Thüringen“.
Unser tägliches Leben vollzieht sich in dem Wechselspiel zwischen dem Aufarbeiten und den Erfahrungen aus der Vergangenheit und den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft. Wie wir dabei mit unserer Vergangenheit umgehen, in welcher Art und Weise ein historisches Ereignis auf uns wirkt, ist Gegenstand der wissenschaftlichen Betrachtungen, zusammengefasst mit dem Begriff der Erinnerungskultur. Das Phänomen der Erinnerungshaltungen bezieht sich auf globale, regionale, historische, naturwissenschaftliche, religiöse, gesellschaftliche oder aber auch auf rein private Ereignisse. Es gibt feste Gedenktage innerhalb eines Kalenderjahres, Geburtstage, Feiern und Ausstellungen zu besonderen Anlässen oder zu historischen Personen. Als Beispiel können hier die Feierlichkeiten zum 60-Jahrestag des Kriegsendes, die Veranstaltungen anlässlich des Goethe Gedenkjahres, des 150- jährigen Bestehens des Heinrichstiftes oder aber auch die Festwoche zum 400. Geburtstag von Georg Kresse genannt werden.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen von Prof. Greiling standen aber die Erinnerungen an Otto von Bismarck in Thüringen. Bereits zu Lebzeiten wurden Bismarck zahlreiche Ehrungen in Form von Denkmälern, Bronzestandbildern oder architektonischen Monumenten zu teil. Nach seiner Amtsenthebung am 20. März 1890 und seinem Tod am 30. Juli 1898 setzte eine beispiellose Bismarck- Verehrung ein. Es entstanden vielerorts Bismarck- Türme, Bismarck- Denkmäler, Bismarck Straßen oder auch Bismarck- Gesellschaften. Neben Nordrhein- Westfalen hat Thüringen das dichteste Netz an Bismarck- Erinnerungsstätten. Es entstanden an die 24 Bismarck- Türme, von denen heute noch 17 existieren. In unserer unmittelbaren Umgebung sind der Bismarck- Turm auf dem Reuster Berg bei Ronneburg und auf dem Kesselsberg bei Neustadt/Orla sichtbare Zeugen dieser Epoche. In Triebes gab es ein Bismarck- Denkmal, in Weida eine Bismarck- Büste und eine Bismarck- Straße, die heutige Clara Zetkin Straße. Im Jahre 1895 vergab die Stadt Greiz die Ehrenbürgerschaft an Otto von Bismarck. Auch nach der politischen Wende 1989 lebt die Bismarck- Verehrung weiter. Das Phänomen der Erinnerungskultur, eine komplexe Struktur der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Letzt Endes ist auch die Arbeit des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben fester Bestandteil dieser Erinnerungskultur und der Bewahrung des historischen Erbes unserer Region.
Für alle Interessenten stehen die Zusammenfassungen der Sonntagsgespräche sowie das neue Veranstaltungsprogramm des VAVH auf der Homepage der Verwaltungsgemeinschaft Leubatal (www.Leubatal.de) unter dem Link Museum Reichenfels, Nachlese zu Sonderausstellungen und Veranstaltungen zur Verfügung.
21.08.2005/J. Zorn