Kalendermacher Gottfried Kirch
Gottfried Kirch – Kalendermacher und Astronom im Vogtland
In seinem Festvortrag anlässlich der Jahreshauptversammlung des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben am 21. August 2004 in Hohenleuben- Reichenfels beschäftigte sich Herr Dr. K.-D. Herbst, Jena mit dem Leben und Wirken von Gottfried Kirch, einen der bedeutendsten Astronomen des Mittelalters, der einen Teil seines Lebens im reußischen Oberland, in Lobenstein, Langgrün und Neundorf verbrachte.
Gottfried Kirch wurde im Dezember 1639 (8. oder 18.) in Guben in der Lausitz geboren. 1643 ging seine Familie nach Polen, kehrte aber 1645 nach Guben zurück, wo der junge Kirch das Gymnasium abschloss. Um das Jahr 1665 kam Gottfried Kirch in die Gegend um Lobenstein. Seine Tätigkeit als Schulmeister in Langgrün in den Jahren 1667 und 1668 ist aktenkundig nachweisbar. Im Jahr 1667 heiratete er seine Frau Marie, die ebenfalls aus Langgrün stammte. Während seines Aufenthaltes in Langgrün, der bis 1676 dauerte, führten ihn Studienreisen nach Danzig (1674 zum berühmtesten deutschen Astronom Johannes Hevelius) und 1675 nach Königsberg . 1674 lernte er ebenfalls den Jenaer Mathematikprofessor Erhard Weigel kennen. Zum gelehrten Bauern von Rothenacker Nicolaus Schmidt pflegte er ebenfalls engen Kontakt.
Sein erster von den insgesamt 14 wichtigsten Kalendern erschien 1665. Diese Kalender enthielten neben den kalendarischen Angaben wie Namen, Sternzeichen auch Angaben zum Wetter, zur Medizin und Heilkunde und für die Landwirtschaft. Auch benutzte er seine Kalender bereits als astronomische Jahrbücher. Das Kalenderschreiben war ein einträglicher Nebenverdienst. Mit dem Ende seiner Schulmeistertätigkeit in Langgrün 1673 begann er mehr und mehr mit der Veröffentlichung astronomischer Schriften und der astronomischen Beobachtung. Obwohl er bereits 1681 in Coburg und 1691 in Halle versuchte eine Anstellung als Astronom zu erhalten, erfüllte sich sein Wunsch erst 1700 mit der Berufung zum ersten Astronom der Brandenburgischen Societät der Wissenschaften zu Berlin.
Mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten, der Herausgabe astronomischer Ephemeriden (die tagesgenaue Vorausberechnung des Standortes der Planeten und anderer Himmelskörper) für die Jahre 1681 bis 1692, der Entdeckung des Kometen von 1680, der Entdeckung ferner Sternhaufen und Galaxien (Messier- Objekte Nr. 5 und Nr. 11) und des Sternes Chi im Sternbild Schwan wurde G. Kirch zum angesehensten Astronom des ausgehenden 17. Jahrhunderts im gesamten deutschsprachigen Raum. Nach einem erfüllten Leben verstarb Gottfried Kirch im Juli des Jahres 1710.
Mit der Bitte um Unterstützung bei seinen weiteren Forschung zu Gottfried Kirch, besonders sein Wirken während seines Aufenthaltes im Vogtland, beendete Herr Dr. Herbst seine interessanten und aufschlussreichen Ausführungen.
Mit einem herzlichen Applaus bedankten sich die Zuhörer für diesen gelungenen Festvortrag.
24.08.2004/J. Zorn