Kinderheim Hohenleuben
Kinderheim Hohenleuben – vom Rettungshaus zum Spezialkinderheim
Das erste heimatgeschichtliche Sonntagsgespräch des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben im neuen Vereinsjahr 2014/2015 stand unter dem Motto „Geschichte der Heimerziehung – Kinderheim Hohenleuben: vom Rettungshaus zum Spezialkinderheim“. Zu diesem Thema sprach am 21. September 2014 Herr Franz Kunert, Hohenleuben.
Am 31. März 1853 veranlasste Fürstin Clothilde Charlotte Sophie j. L. Reuß –Köstritz in ehrendem Gedenken an ihren im Jahr zuvor verstorbenen Gemahl, Fürst Heinrich II. j. L. Reuß- Köstritz (geb. 31.3.1803) die Errichtung eines Rettungshauses in Hohenleuben. Die von ihr zur Verfügung gestellten 2300 Taler wurden in der „Stiftung Heinrich II.“ verwaltet. Die Verwaltung und die Geschäftsausübung ging an ein Kuratorium über. Als Standort wurde das auch heute noch genutzte Areal im sogenannten Birkenfeld am Weiher ausgewählt. Durch den Greizer Landbaumeister Herold wurden die Bauzeichnung und eine Kostenrechnung erstellt. Die Bauausführung selbst lag in den Händen des Maurermeisters Johann Heinrich Geiler und des Zimmermeisters Johann Gottlieb Schmeißer, beide aus Hohenleuben. Am 31. März des Jahres 1854 erfolgte die Grundsteinlegung und ein Jahr später war das Haus bezugsfertig. Die ersten Bewohner des Rettungshauses waren vier Hohenleubener Kinder, 3 Jungen und ein Mädchen. Im Laufe des Jahres 1855 wurden weitere 6 Jungen und 3 Mädchen aufgenommen. Der Hausvater, Leiter der Einrichtung musste sich nicht nur durch christliche Frömmigkeit, diakonische Erfahrung sondern auch durch eine pädagogische Ausbildung auszeichnen. Er war es auch, der den Unterricht für die Zöglinge durchführte; unterrichtet wurde u.a. in den Fächern Katechismus, Deutsch, Rechnen, Schreiben, Lesen, Kirchengeschichte, Naturgeschichte, Geographie. Wurden in den Anfangsjahren nur Kinder aus dem Fürstentum Reuß in das Rettungshaus aufgenommen, so waren es bis zum Ende des 19. Jh. dann auch Kinder aus Leipzig und Chemnitz. Mit diesen Städten wurden Verträge abgeschlossen, um eine bessere Auslastung der Einrichtung sicherzustellen. So waren 1915 insgesamt 75 Kinder in Obhut des Rettungshauses, 23 aus dem Fürstentum Reuß, 19 aus Leipzig und 33 aus Chemnitz. Bis 1918 unterstand die Einrichtung dem fürstlichen Ministerium in Gera. Mit der Bildung des Landes Thüringen wurde es dem Volksbildungsministerium unterstellt. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde wiederholt versucht das religiös geprägte Heinrichsstift ideologisch in das NS- Bildungssystem einzuverleiben. Nur durch die Umwandlung in eine Privatschule für Hilfsschüler und einer ideologisch angepassten Satzungsänderung konnte dies teilweise verhindert werden. In den Jahren 1939 bis 1944 wurden Teile der Gebäude beschlagnahmt und die Turnhalle als Getreidelager genutzt. Bis in das Jahr 1944 war das Heinrichstift eine Kindereinrichtung, später wurde es als Hilfskrankenhaus und für die Unterbringung von Umsiedlern genutzt. Am 28. 5. 1946 wurde der erste Zögling nach dem Krieg aufgenommen, im Herbst des gleichen Jahres begann der reguläre Schulunterricht. Das seit Gründung 1853 mit der Leitung und Führung des Heinrichstift betraute Kuratorium fasste am 30. November 1949 den Beschluss die Stiftung aufzulösen und das Heim dem Staat zu übergeben. Somit übernahm das Volksbildungsministerium der DDR am 1. Januar 1950 die Einrichtung, aus dem bisherigen Heinrichstift wurde das Landeskinderheim Hohenleuben.
Bereits Ende 1951 erfolgt die Umwandlung in ein Spezialkinderheim für schwererziehbare Schüler der Klassen 4- 8. Somit war ein Teil der Integration in das bestehende Schulsystem der DDR abgeschlossen. Anlässlich des 100 jährigen Bestehens der Einrichtung erhielt das Heim am 26.6.1954 den Namen „Erich Weinert“ verliehen. In den folgenden Jahren wurden verschiedene Baumaßnahmen durchgeführt und die gesamte Anlage nach modernen Gesichtspunkten gestaltet. Heute werden die noch vorhandenen
Einrichtungen des ehemalige Heinrichstiftes, des Landeskinderheimes Hohenleuben oder des Spezialkinderheimes „Erich Weinert“ durch das CJD Heinrichstift Hohenleuben als Einrichtung der Jugendhilfe für die pädagogische Betreuung und Berufsausbildung von Jugendlichen genutzt.
22.09.2014/ J. Zorn