Naturwerksteine in Greiz

Naturwerksteine in Greiz – ein geologischer Rundgang des Hohenleubener Altertumsvereins

Zu den zahlreichen Besuchergruppen, die Greiz aufsuchen, zählten am 18. April auch etwa 20 Teilnehmer eines im Rahmen der monatlichen Sonntagsgespräche organisierten Rundgangs des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins zu Hohenleuben. Der Geologe und Baustoffforscher Dr. Gerhard Weise aus Weimar lud, unterstützt vom Greizer Steinmetz Marco Kahnt, zu einem Exkurs in Geschichte und Gegenwart der Verwendung natürlicher Werksteine in der Kreisstadt ein.

Ausgangspunkt der zweistündigen, detailreichen und von mancher Diskussion und Fachsimpelei aufgelockerten Veranstaltung war der Eingangsbereich des Unteren Schlosses in Greiz. Nachdem die geologischen Grundlagen der Entstehung von Gesteinen kurz erläutert worden waren, ging Dr. Weise auf die konkreten Bedingungen in Greiz und Umgebung ein. Er betonte, dass die heimischen meist sehr harten und schwer zu bearbeitenden Steine es frühzeitig erforderlich machten, für Bauten und Pflasterung Material aus anderen Orten heranzuschaffen. Bereits früh, mindestens im 16. Jahrhundert, ist die Verwendung von Falkaer Buntsandstein nachgewiesen, der allerdings relativ schnell verwittert. Erst das 19. Jahrhundert ermöglichte es mit dem Aufkommen der Eisenbahn, auch aus nicht mit Pferdefuhrwerken problemlos erreichbaren Regionen Werksteine heranzuschaffen. Forschungen von Dr., Weise im Greizer Staatsarchiv ergaben, z. B. für den Umbau des Unteren Schlosses in den 1880er Jahren, enge Verbindungen nach Franken. Auch das Sparkassengebäude enthält z. B. Granit aus Würzburg. Noch heute wird von Frankien, wie Steinmetz Kahnt erläuterte, Material bezogen.

Der Rundgang konnte nur einen kleinen Einblick in die Vielfalt der verwendeten Gesteine und deren Herkunftsorte bieten. Ausführlich und für Interessenten selbst vor Ort nachvollziehbar sind die Ergebnisse der Nachforschungen in einem jüngst in Berlin (Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e. V., ISBN 978-3-928651-13-4) erschienenen Buch „Steine in deutschen Landschaften. 18 Entdeckungsrouten in Architektur und Stadtgeschichte“ zusammengestellt. Das darin enthaltene Kapitel über Greiz wurde von Gerhard Weise und Gunther U. Aselmeyer verfasst. Angaben finden sich hier z. B. zur Alten Wache, zum Gymnasium, zur Friedenskirche und zur Stadtkirche, zum Unteren Schloss und zu weiteren Gebäuden in der Marienstraße, am Markt, am Puschkinplatz, in der Brückenstraße oder in der Dr. Scheube-Straße. Verwendung fanden sowohl Tiefengesteine, Sedimentgesteine als auch metamorphe Gesteine; die Palette reicht von Diabas über Gneis, Marmor und Porphyr bis zu Sandstein. Materialien wurden und werden außer aus Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz auch aus Brasilien, Italien, Österreich, Polen, Portugal und Tschechien bezogen.

Dr. Frank Reinhold

18.04.2010

18-Apr-2010 | 2010, Nachlese

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