Pilze unserer Heimat
Pilze unserer Heimat
Zum letzten heimatgeschichtlichem Sonntagsgespräch im Veranstaltungsjahr 2012/2013 hatte der Vogtländische Altertumsforschende Verein Hohenleuben am 16. Juni 2013 in das Museum Hohenleuben Reichenfels zu einem naturkundlichen Vortrag eingeladen. Herr Uwe Conrad, Gera, den meisten Besuchern für seine Vorträge über die Bäume des Jahres kein Unbekannter mehr, referierte zum Thema Pilze unserer Heimat.
Auf Grund ihrer besonderen Lebens- bzw. Erscheinungsweisen stellen die Pilze neben den Pflanzen und den Tieren ein eigenes Reich innerhalb der biologischen Klassifikation dar. Die Mykologie als Wissenschaft von den Pilzen befasst sich sowohl mit den einzelligen Pilzen (Hefepilzen, Wein-, Bier- und Backhefe u. ä.) als auch mit den mehrzelligen Pilzen, wie Schimmel- bzw. Ständerpilzen. Umgangssprachlich werden mit dem Begriff Pilz meist die bekannten oder weniger bekannten Wald- und Speisepilze verstanden. Diese stellen aber nur einen geringen Anteil an den über 6.000 in Deutschland bekannten Pilzarten dar. Ebenso nicht mit betrachtet sind die zahlreichen Rost- und Brandpilze mit ihren typischen Krankheitsbildern an Pflanzen und Pflanzenteilen und die in der Lebensmittelindustrie als Biofermenter eingesetzten Hefepilze. Einen Überblick über die Vielfalt der in der heimischen Natur vorkommenden Pilze stellte der Referent an Hand von Dias dar, wobei er auch auf spezifische Standortbedingungen, Erkennungsmerkmale, toxische Eigenschaften, Symbiose mit speziellen Pflanzen und Ähnlichkeiten mit anderen Pilzarten einging. In seinen brillianten Farbaufnahmen zeigte er nicht nur die allseits bekannten Speisepilze wie Steinpilz,
Marone, Birkenpilz u.a. sondern auch weniger bekannte Exemplare wie Strubbelkopf, Bischofsmütze, Krause Glucke, Habichtspilz u.a. Jeder Pilzsammler sollte ausreichende Kenntnis von seinen gesammelten Pilzen besitzen und er sollte auch daran denken den Pilzbestand insgesamt zu erhalten (Stehenlassen von älteren Pilzen zum Aussporen, kein mutwilliges Zerstören unbekannter Pilze u. ä.). Bei der Thüringer Arbeitsgemeinschaft für Mykologie sind die Kontaktadressen der Pilzberater zu erfahren. Im Landkreis Greiz gibt es zur Zeit drei Pilzberatungsstellen, die Rat- und Auskunftssuchenden zur Seite stehen. Seit dem Jahr 1994 wird von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie der Pilz des Jahrs ausgerufen. Damit soll auf die Gefährdung einheimischer Pilze aufmerksam gemacht werden.
Meist sind es auffällige Arten um auch den Pilzlaien die Wiedererkennung zu erleichtern. Bisherige Pilze des Jahres waren unter anderem 1994 die Laubwald- Rotkappe (Leccinum quercinum), 1995 der Zunderschwamm (Fomes fomentarius), 1999 der Satans- Röhrling (Boletus satanas), 2005 der Wetterstern (Astraeus hygromaticus) oder 2013 der Braungrüne Zärtling (Entoloma incanum). Der Philologe und Naturwissenschaftler Othmar Lenz (1798- 1870) veröffentlichte 1831 während seiner Lehrertätigkeit im thüringischen Schnepfenthal das erste allgemeinverständliche Pilzbuch auf wissenschaftlicher Basis. Bereits 1830 beschrieb er erstmals den
Satanspilz Boletus satanas und stellte durch Selbstversuche die Giftigkeit dieses Pilzes fest.
Für die hohe fachliche und inhaltliche Qualität der Ausführungen ein herzliches Dankeschön an Herrn Uwe Conrad.
Für die Sonntagsgespräche im Vereinsjahr 2012/2013 war der Vortrag ein hervorragender Abschluss.
19.06.2013/J. Zorn