Rennsteigwanderung

Chronik einer Rennsteigwanderung

Am 24. Mai 1896 wurde im Forsthaus Waidmannsheil in der Nähe der oberfränkischen Gemeinde Steinbach am Wald der Rennsteigverein gegründet. Die damaligen zehn Gründungsmitglieder wollten damit den seit Jahrhunderten bestehenden Rennsteig an der thüringisch- fränkischen Grenze erforschen und für eine touristische Nutzung weiter erschließen. Seit dieser Zeit finden alljährliche vom Rennsteigverein organisierte Wanderungen statt. Diese sogenannte „Runst“ führt innerhalb von 6 Tagen über die gesamte Länge des Rennsteiges von 168 km. An solch einer Runst von Blankenstein nach Hörschel nahm Vereinsmitglied Andres Brandt

Andreas Brandt

Andreas Brandt

im Juni 2012 teil. Von seinen Eindrücken und Erlebnissen auf dieser Rennsteigwanderung berichtete er an Hand zahlreicher Dias anlässlich des Sonntagsgespräches des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben am 26. Mai 2013.

Der Rennsteig ist wohl einer der bekanntesten Wanderwege Deutschlands. Hinter dem Namen Rennsteig bzw. Rennweg verbergen sich aber ca. 250 verschiedene Wanderrouten im gesamtdeutschen Raum, wie z. B. der Hainich Rennstieg, der Breitunger Rennweg, der Bamberger Rennsteig, der mittelfränkische Rennweg u.v.m. Vielen ist ja das bekannte Rennsteiglied von  Herbert Roth und Karl Müller in Erinnerung  sowie das weiße „R“ als Markierung an Bäumen und Steinen (genannt Mareile).
Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1330 zurück. In einem Schmalkaldener Kaufbrief wird von einem „Rynnestieg“ gesprochen. In den folgenden Jahrhunderten wird der Rennsteig als Grenzweg zwischen Franken und Thüringen verstanden. Eine weitere Deutung des Namens stellt ihn als Boten- bzw. Laufweg dar, der zur schnellen Nachrichtenweitergabe genutzt wurde. In der heutigen Zeit wird er hauptsächlich touristisch und sportlich genutzt. Neben den vielen organisierten Rennsteigwanderungen gibt es den jährlichen Rennsteiglauf bzw. Rennsteigmarathon.
Lange bevor die massenhafte touristische Erschließung des Thüringer Waldes und des Rennsteiges Ende des 19. Jahrhunderts begann, gab es bereits von Christian Juncker (1668- 1714) 1703 die erste Rennsteigbeschreibung, Julius von Plänckner (1791- 1858) war der Erste, der 1830 die Wegstrecke von Blankenstein bis Hörschel in 5 Tagen erwanderte. Der Schriftsteller August Trinius (1851- 1919) widmete sich in seinem achtbändigen „Thüringer Wanderbuch“ ausführlich dem Thüringer Wald und Rennsteig. Der Rennsteigverein führt in Fortsetzung dieser Traditionen seine organisierten Wanderungen durch. SONY DSCDabei werden auch alte Zeremonien und Rituale gepflegt. Jeder Teilnehmer der Runst hat von Blankenstein einen Stein aus dem Flußbett der Saale zu entnehmen und am Ende der Wanderung der Werra zu übergeben. An den täglichen Sippungen (Treffen) der Wanderfreunde wird die zurückgelegte Wegstrecke ausgewertet und das Tagesprogramm des folgenden Tages abgesprochen. In der Wandergruppe gibt es u.a. Wimpelträger, Temperatur- und Zeitmesser und einen Chronisten. Jeder Wandertag beginnt mit einem „Runstgesang“ und einem Wanderspruch. Seit 1900 gibt es den offiziellen Wandergruß „Gut Runst“. Die Wegstrecke führt vorbei an 9 Dreiherrensteinen und zahlreichen Ländergrenzsteinen, am Dreistromstein ( Wasserscheide zwischen  Elbe, Rhein, Weser), über den großen Inselsberg (916m NN). Am höchsten Punkt des Rennsteiges, der Plänckners Aussicht (973 m NN) erinnert eine Gedenktafel an die Verdienste von Julius von Plänckner. Am Ende jeder Runst erfolgt die Rennsteig- Taufe und jeder Teilnehmer erhält eine Urkunde mit seinem persönlichen Renner- Namen; er darf sich jetzt „Alt- Renner“ nennen.
Runst 1Für jeden naturinteressierten Wanderer ist solch eine vom Rennsteigverein organisierte Wanderung eine interessante Herausforderung.
Mit einem herzlichen Applaus dankten die Zuhörer dem Referenten Herrn A. Brandt für seine informativen und unterhaltsamen Ausführungen.
28.05.2013/J. Zorn

12-Jun-2013 | 2013, Nachlese

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