Schafwollverarbeitung in der Clodramühle

Schafwollverarbeitung in der Clodramühle

Zum ersten Sonntagsgespräch im neuen Vereinsjahr hatte der VAVH zu Hohenleuben am 21. September 2008 diesmal nicht nach Reichenfels, sondern ins Elstertal eingeladen. Der Hohenleubener Installateur (Heizung Sanitär) Michael Groß, Mitglied des Vereins und Besitzer der Clodramühle, erwartete die Besucher in seinem vor 10 Jahren erworbenen Anwesen, um hier über die Geschichte und die gegenwärtige Nutzung des alten Gebäudes zu berichten. Trotz des eher unfreundlichen Wetters hatten sich rund 20 Interessenten eingefunden, die den Besuch nicht zu bereuen hatten.

Die Clodramühle dürfte eine der ältesten Elstermühlen sein; ihre Wasserrechte gingen einst vom Kloster Cronschwitz zu Lehen. Der erste namentlich erwähnte Müller findet sich in den Akten allerdings erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Die Anlage war bis zum verheerenden Hochwasser von 1954 in Betrieb; es gab 3 Gänge – ein mittelschlächtiges Wasserrad zur Mehlgewinnung und zwei unterschlächtige Räder zum Antrieb der Sägemühle. Nach dem Umbau durch den wohlhabenden Müller Clemens Friedrich Roth im Jahre 1840 präsentierte sich die Anlage als Vierseithof. In der Mühle bestand seit längerem auch eine Gastwirtschaft; im sogenannten „Brothaus“, in dem sich heute die Käserei Salden befindet, war eine Bäckerei, deren Produkte auf dem „Brotsteig“ nach Zickra gebracht wurden. Nach der Einstellung des Mahlbetriebs wurde die Mühlentechnik verkauft und das Gebäude als Wohnhaus der Müller- und Gastwirtsfamilie van Riesen eingerichtet. 1972 schließlich verkaufte Walter van Riesen das Gelände der Clodramühle an die LPG „Elstertal“, die hier einen Hotelbetrieb mit Bettenhaus für ihre Partner in Ungarn und der Tschechoslowakei einrichten wollte. Den dazu geplanten Abriss des Mühlengebäudes verhinderte der Denkmalsschutz; der zunehmende Verfall des Hauses konnte aber nicht vermieden werden.

Als der Hohenleubener Michael Groß in den neunziger Jahren eher zufällig ins Elstertal kam, verliebte er sich nach eigenen Worten sofort in das zwar recht verfallene, aber so geschichtsträchtige Haus und machte sich Gedanken über eine mögliche Nutzung. So kam es, dass heute neben der Gaststätte und der erwähnten Käserei eine weitere Einrichtung auf dem Clodramühlen-Gelände existiert, die sich der Schafwoll-Verarbeitung widmet. Zunächst galt es, die gebrannten Mauerziegel, die wegen ihrer Wasser abweisenden Eigenschaft die Feuchtigkeit ins Gebälk einziehen ließen, durch Lehmbau zu ersetzen. Anregung bot hier ein Workshop zur Thematik im Agrarmuseum Blankenhain. Zum Betrieb seiner Anlage hat Michael Groß selbst nach alten Vorlagen das mittelschlächtige Wasserrad rekonstruiert; die zunächst gebaute Holzkonstruktion war dem Wasserdruck nicht dauerhaft gewachsen, so dass für die insgesamt 36 Schaufeln letztlich Metall verwendet werden musste. Das beeindruckende Rad besitzt einen Durchmesser von 4,95 m, eine Breite von 2,43 m und dreht sich fünfeinhalb Mal in der Minute. Aus technischen Gründen muss das Rad bei Hochwasser und bei Eisgang abgestellt werden.

Der Betrieb hat drei Standbeine. Zunächst (und in der Hauptsache) verarbeitet er aufgekaufte Schafwolle – ein nachwachsender Rohstoff, der heute nur noch relativ selten genutzt und zumeist von künstlichen Fasern verdrängt wird. Die verarbeitete Schafwolle dient als Dämmstoff und für Bastelzwecke. Den technisch Interessierten faszinieren besonders die traditionellen Maschinen, die teils noch aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg stammen und von Michael Groß käuflich erworben wurden, so der Reißwolf. Auf diese Weise ist die alte Mühlengebäude heute auch ein lebendes Museum alter Handwerkskunst.

Zum zweiten erzeugt die Wasserkraft Strom; das vom Europäischen Förderprogramm LEADER unterstützte Projekt kann immerhin 90.000 Kilowattstunden einspeisen, was dem Energiebedarf von etwa 25 Eigenheimen entspricht. Drittes Standbein schließlich soll der Tourismus in die reizvolle Umgebung zwischen Berga und Wünschendorf sein.

Dr. Frank Reinhold

21-Sep-2008 | 2008, Nachlese

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