Thüringer Wörterbuch

Das Thüringer Wörterbuch – Betrachtungen über ein abgeschlossenes Projekt

Dialekt, Umgangssprache und Mundart begegnen uns tagtäglich in den unterschiedlichsten Varianten.

Die wissenschaftliche Bearbeitung dieser Thematik lag in den letzten Jahren beim Institut für Germanistische Sprachwissenschaften, Arbeitsstelle Wörterbuch der Universität Jena. Zum 31. 12. 2005 wurde das Projekt „Thüringer Wörterbuch“ nach jahrelanger erfolgreicher Arbeit abgeschlossen.

Der bekannte Heimatforscher Herr Dr. F. Reinhold, Obergeißendorf, selbst langjähriger Mitarbeiter am Thüringer Wörterbuch gab anlässlich des heimatgeschichtlichen Sonntagsgespräches des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben am 15. Januar 2006 einen allgemeinen Überblick über die Arbeiten und die Ergebnisse dieses sprachwissenschaftlichen Werkes.

Die Grundlagen für die heutige Mundartforschung (Dialektologie) gehen bis in das 18. Jahrhundert zurück. Bereits 1743 erschien das Hamburger Wörterbuch von Richey, das Osnabrücker Wörterbuch von Strothmann folgte 1756 und ab 1767 wurde das 5- bändige Wörterbuch für Bremen und Niedersachsen von Tiling und Dreyer veröffentlicht; die von Jacob Grimm verfasste „Deutsche Grammatik“ (1819-37) und das Bayerische Wörterbuch von J. A. Schmeller (1827-37) gehören ebenso dazu. 1885 gab der Greizer Gymnasialprofessor Ludwig Hertel seine Arbeit über die Greizer Mundart heraus.

Erste Überlegungen zur Erstellung eines thüringer Wörterbuches gehen zurück bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1907 in Jena von Germanisten, Historikern, Lehrern, Volkskundlern und Archivaren gegründet, existierte das Thüringer Wörterbuch zunächst als Vereinsobjekt. 1930 erfolgte die Angliederung an die Universität Jena. Im Jahre 1954 übernahm die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin die Koordinierung der Arbeiten; seit 1971 sind die Friedrich- Schiller- Universität Jena und die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig Träger dieses Projektes.

Das Arbeitsgebiet des Thüringer Wörterbuches deckt sich nicht mit den Grenzen des heutigen Freistaates Thüringen. Durch das sogenannte „Wörterbuchkartell“ gab es bereits Anfang der 20er Jahre des 20. Jh. ein Reihe von Absprachen zur Abgrenzung der einzelnen Wörterbuchterritorien, noch bevor konkrete Arbeiten begonnen hatten. Danach erstreckt sich das Arbeitsgebiet im Norden von der niederdeutschen Sprachgrenze (ik- ich- Grenze), die durch den Süden von Sachsen- Anhalt bis zur Saalemündung verläuft, bis zur thüringisch- bayerischen Grenze im Süden. Die westliche Grenze stimmt mit der Landesgrenze zu Hessen und Niedersachsen überein, während die östliche Begrenzung die Saale von Nienburg bis Weißenfels und die Grenze zu Sachsen bilden. Das Gebiet umfasst 9 Dialektgebiete, 56 Landkreise und ca. 3000 Erhebungsorte. Das Wortmaterial wurde vorwiegend durch Fragebogen und Wortlisten, durch Zuarbeiten von Freiwilligen (Lehrern, Heimatforschern), durch die Auswertung von Tonbandaufnahmen und schriftlichen Zeugnissen aus alter Zeit (Gemeindeordnungen, Rechnungen, Statuten) und durch die Nutzung der Mundartliteratur erfasst. So konnten im Laufe der Zeit ca. 5,5 Millionen Wortbelege ausgewertet und wissenschaftlich aufbereitet werden.

Vom Thüringer Wörterbuch sind von 1966 bis 1999 insgesamt 4 Bände erschienen , die beiden letzten Bände werden dieses Jahr anlässlich der Leipziger Buchmesse veröffentlicht. Somit stehen den Sprachwissenschaftlern, Germanisten, Volkskundlern, Heimatforschern und allen an der Sprache, Geschichte und Kultur unserer Heimat Interessierten ein umfassendes Nachschlagewerk zur Verfügung. Im Reclam- und Hain- Verlag sind jeweils populärwissenschaftliche Taschenbuchversionen erschienen.
Für seine fundierten und interessanten Ausführungen dankten die Zuhörern dem Referenten Herrn Dr. Reinhold mit herzlichem Applaus.
17.01.2006/J. Zorn

15-Jan-2006 | 2006, Nachlese

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