Von Schönfels nach Zwickau – Herbstexkursion

Von Schönfels nach Zwickau – Herbstexkursion des VAVH

Zu seiner traditionellen Herbstexkursion hatte der Vogtländische Altertumsforschende Verein Hohenleuben, organisiert von Jürgen Zorn, am Tag der Deutschen Einheit zu einer Busexkursion eingeladen, die den zeitlichen Bogen vom Mittelalter zur industriellen Revolution spannte. Ziel des vollbesetzten Reisebusses war zunächst die Burg Schönfels im Zwickauer Land. wo die Teilnehmer von Museumsleiterin Ina Schumann erwartet wurden. Sie verstand es in ihrer erfrischenden, Optimismus verbreitenden Weise, Geschichte, Gegenwart und Zukunft des architektonischen Kleinods erlebbar zu machen, wobei sie auch auf das um 1550 errichtete westlich gegenüber liegende Schloss Neuschönfels (kürzlich verkauft) einging. Die um 1180 als Herrschaftsmittelpunkt einer Rodeherrschaft gegründete malerische Burg Schönfels lässt heute das Flair einer spätmittelalterlichen Wehranlage erahnen. 1225 tritt der Personenname „de Schoninvels“ erstmals in der Zeugenreihe einer vögtischen Urkunde auf. 1389 gingen Burg und Herrschaft endgültig in wettinischen Besitz über. Auf der Burg saßen im Laufe der Zeit solche bekannten Adelsgeschlechter wie die Herren von Schönfels, von Milkau, von Weißenbach, von Carlowitz oder (von) Römer. Das heutige Aussehen der Anlage haben vor allem die Weißenbacher (auf Schönfels von 1459 – 1586) geprägt; dendrochronologische Untersuchungen verweisen auf die Zeit um 1480. Damals entstand auch die spätgotische Bohlenstube (Kemenate, also ein beheizbares Zimmer). Vom markanten Bergfried hat man einen weiten Blick in die Umgebung. Bemerkenswert ist auch die Burgkapelle mit ihren zweimanualigen Orgelpositiv der Zeit um 1730 (das einzige noch bespielbare seiner Art in Deutschland); hier finden auf Bestellung Hochzeitsfeiern statt. Nachdem die Burg nach 1945 als Flüchtlingsunterkunft gedient hatte, musste sie baupolizeilich gesperrt werden. Dem drohenden völligen Verfall kam eine Bürgerinitiative aus freiwilligen Helfern aus Schönfels und Umgebung zuvor, die „ihre“ Burg mit fachlicher Unterstützung des Denkmalsschutzes sanieren konnten. 1975 entstand das Museum, im gleichen Jahr wurde neben diesem und der Burggaststätte eine Freilichtbühne eröffnet. Gegenwärtig steht die bauarchäologische Untersuchung im Zentrum; der Besucher kann die Maßnahmen beobachten; noch 2007 soll eine Ausstellung zur Thematik eröffnet werden. Kulturelle Angebote vielfältigster Art (z. B. Konzerte, Sonderausstellungen und ein Mittelalterfest; Augenmerk wird vor allem auch auf museumspädagogische Aspekte gelegt) machten und machen Schönfels weithin bekannt.

Nach einem stärkenden Mahl in der stilvollen Burggaststätte fuhren die Teilnehmer nach Zwickau zur Besichtigung des Automobilmuseums. Herr Diplom-Ingenieur Winfried Tischer strand als kompetenter Führer bereit, die Entwicklung der Zwickauer Automobilindustrie von August Horch bis zum Trabant zu erläutern. So mancher Technik-Freak wird sich sicher vorgenommen haben, nochmals in Ruhe „vorbeizuschauen“ und dies oder jenes genauer zu betrachten. Im Museum erfährt man neben technischen Details auch Wissenswertes über die Konstrukteure und Leiter, über das soziale Engagement und die Firmenphilosophie August Horchs, über politische und finanzielle Zwänge, die so manche gute Idee der Konstrukteure verhinderten. Dass die Wagen nicht nur friedlichen Zwecken dienten, wird nicht verschwiegen. Vergangene Zeiten werden durch manches liebevoll gestaltete Detail veranschaulicht; so finden sich auch nachgestaltete Geschäfte der 20er Jahre.

Dr. Frank Reinhold

15-Nov-2007 | 2007, Nachlese

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