Zur Genealogie Reuß Ältere Linie

Neue Forschungsergebnisse zur Genealogie Reuß Ältere Linie


Zum allmonatlichen heimatgeschichtlichen Sonntagsgespräch des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins Hohenleuben sprach am 19. November 2006 in der Gaststätte Reichenfels Herr H. Rüster, Direktor des Staatsarchives Greiz über seine neuesten Forschungsergebnisse zu den unehelichen Kindern der Reussen.

Ausgangspunkt seiner Untersuchungen sind die im Greizer Archiv vorhandenen Unterlagen das Hauses Reuß Ältere Linie. Angaben zur jüngeren Linie des Hauses Reuß sind wegen der fast vollständigen Vernichtungen des Schleizer Archives in den letzten Kriegestagen des Jahres 1945 nicht in die Betrachtungen des Referenten mit einbezogen worden. Von je her waren die unehelich geborenen Kinder mit einem besonderem Makel behaftet.

Selbst in unserer heutigen aufgeklärten und freizügigen Gesellschaft bedarf es zur rechtlichen Gleichstellung unehelicher Kinder einer besondere gesetzlichen Grundlage im Artikel 6 Absatz 5 des Grundgesetzes. Um so schwieriger war es für sie in den vergangenen Jahrhunderten mit den stark geprägten religiösen und familiären Lebensinhalten.

Nach den Moralvorstellungen der vergangenen Jahrhunderte zog die außereheliche Geburt von Kindern teilweise eine strafrechtliche Verfolgung nach sich. Dagegen stand besonders im 18. Jahrhundert ein ausschweifendes Leben an den Höfen. Besonders hohe moralische Anforderungen wurden von je her an die Landesherren und deren Familien gestellt.

Andererseits sind es aber auch Menschen mit ihren jeweiligen Schwächen und Fehlern. In den offiziellen Genealogien der Herrscherhäuser sind dann natürlich die unehelich geborenen Kinder nicht aufgeführt. In den diversen Archivunterlagen, Schatullenrechnungen oder in dem Briefverkehr sind vereinzelt Hinweise auf die Existenz unehelicher Kinder zu finden, so zum Beispiel besondere Zuwendungen an ein Kind Namens Henriette in Hamburg durch Heinrich VI. datiert auf den 16. Mai 1695. Aus dem Schriftwechsel zwischen Heinrich XX. mit seinem Bruder Heinrich XIX. und seiner Mutter Luise geht hervor, dass er 1821 während seiner Aufenthaltes als Angehöriger der Militärgarnision im italienischen Gaeta nahe Neapel eine Beziehung zur Tochter des dortigen Gouverneurs unterhielt. Erst viel später taucht im Umfeld Heinrich XX: ein Josef Rothental auf, der sich vermutlich, durch die besondere Art der Förderung durch Heinrich XX., auf diese Beziehung zurückführen lässt. In dem betrachteten Zeitraum von rund 400 Jahren finden sich in den Greizer Archivunterlagen weitere Unterlagen und Hinweise auf die Existenz unehelicher Kinder, eine Erwähnung in der offiziellen Genealogie ist hingegen nicht nachweisbar.
Mit einem herzlichen Applaus bedankten sich die zahlreichen Besucher des Sonntagsgespräches bei dem Referenten Herrn H. Rüster für seinen interessanten und detaillierten Vortrag.
21.11.2006/J. Zorn

19-Nov-2006 | 2006, Nachlese

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